Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
242 Die Vardarelli.
er die erſten Verbrechen; ex erſchlug einen Reiſenden, bez raubte ihn und bra< dann zweimal in palermitaniſche Landhäuſer ein, um Diebſtähle auszuſühren. Die Polizei ſaß ihm auf den Ferſen, und Vardarelli floh von Neuem — wieder zurü> in's Neapolitaniſ<he. Das ungebundene freie Räuberleben behagte dem Burſchen und fo ſeßte er es denn mit ungeſchwächten Kräften fort, bis ihn au< in ſeiner Heimathéſtadt die Nemeſis zu erveichen drohie. Jn der Hoffnung, man würde in der gegenwärtigen beivegten Zeit ſeine Schandthaten in Sicilien vergeſſen haben, wandte ex ſfi< no< einmal dorthin — und in der That, ex fand Begnadigung, ja, er wurde fogar in die königliche Garde aufgenommen, in welcher er bis zum Sergeanten avancirte. Jn dieſer Stellung finden wix ihn im Frühjahr 1815 in Neapel wieder.
Es ivax natürlic, daß der, wenn auc keinestvegs ſtrenge, ſo doh immer geregelte Dienſt und die geringe Löhnung ihm- au jekt nicht ſonderlich zuſagten. Vardarelli beſaß neben ſeinen übrigen Fehlern in hohem Maße auh no< eine unbezähmbare Geldgier und den tiefeingewurzelten Ehrgeiz — herrſchen zu wollen. Er deſertirte abermals, trieb ſi einige Zeit allein in den Bergen als Straßen= rxäuber umher und begann dan eine ganze Bande um ſich zu ſammeln. Die fünfzig Leute, die binnen Kurzem zu feinex Fahne ſchworen, waren wirklih eine auserleſene Geſellſchaft; ſie rekrutixten ſich aus verzweifelten Charakz texen, aus Auswüxrflingen aller Stände und Berufsklaſſen. Wer immer mit dem Geſeße und ſeinen Nebenmenſchen zerfallen war, der fand bereitwillige Aufnahme bei Vardaz