Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
“ Von Fedor Maria. 243
reli, dem „Hauptmann“, der nun das Ziel ſeines Stre= bens, unumſchränkter Gebieter zu ſein, erreicht hatte. Vardarelli wax kein milder Herr — im Gegentheil! Ex wax ein eter Tyrann, und hätte ſeine Bande nicht die koloſſalen Körperkräfte dieſes Giganten und ſeinen großen phyſiſchen Muth gekannt, ſo würde es wohl bald zu ex= bitterten Konflikten getommen ſein. Der Hauptmann bez drohte jedes Vergehen mit harter Züchtigung, Feigheit wurde mit dem Tode beſtraft, und zwar mit dem Tode durch den Strang, in {weren Fällen fogar dur< Lebendig= begraben. So kam es, daß eine eiſerne Disziplin die ganze Bande zuſammenhielt, ſo kam es auch, daß ſie binnen Kurzem der Regierung gefährlicher tourde, als das zu= ſammengeleſene Heer Murat's, der neue Verſuche machte, die verlorene Krone zurü>zugewinnen. Noch ein anderer Umſtand trat hinzu, dem Miniſterium König Ferdinand's eine heilloſe Furcht vor dieſer Banditenvereinigung einzu= flößen: man glaubte allgemein, die Bande ſtehe in engſter Verbindung mit den Carbonari, jenem in der Zeit der franzöſiſchen Herrſchaft über Neapel entſtandenen politiſchen Geheimbunde, deſſen Macht bald von dem Fuße der Alpen bis hinab zur äußerſten Spite des Jnſeldreie>s Sicilien reichte. Jn den Augen des Volks verklärte dieſer Glauben die „Vardarelli“ mit einem ritterlih romantiſchen Nimbus, denn das Volk von Neapel hatte von der Revolution und ihren Agenten bishex ſtets mehr zu erwarten gehabt, als von der Regierung. Vardarelli verſtand es allerdings auch, dem Pöbel Konzeſſionen zu machen; ex war ebenſo freigebig gegen die Armen, wie er beutegierig und grauſam