Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Hartwig. 29
feiner unabweisbaren Forderungen, ihrer Stellung zu ihm, feiner Lebenëzanſchauung und ihrer extremen Neigungen.
Der Gedanke aber dur<hzu>kte ſie heute zum exſten Male: fonnte man auf die Dauer eines ganzen Lebens ſih glüdli<h in ſolchem Zwange fühlen? Konnte ſol<? ein Druc überhaupt ein ganzes Leben hindurch erträglich ſein? E
Vorläufig ſchwand dieſe Vorſtellung ebenſo ſchnell, wie fie gefommen. Jrma fürchtete neue Vorwürfe und beeilte ihre Toilette mit fieberhafter Haſt. Als ſie in das Speiſe= zimmer trat, ſah ſie ihren Gatten das ominöſe Genrebild gerade im Ofen verbrennen.
„Ein Autodafé “ ſagte er ruhig, da Jrma's bewegliche Züge ihre Trauer nicht ganz verbergen konnten. „Wenn es Dix recht iſt, laß uns endlich unſer Mittagsmahl be= ginnen Da fällt mix ein, es iſt uns eine Einladung für morgen Abend zugegangen !“
„Bon wem?“
„Bom Bürgermeiſter und ſeiner Gemahlin.“
„Wir gehen doh nicht hin?“ fragte die junge Frau, unruhig ſeinen Bli erforſchend.
„Warum niht? Haſt Du einen Grund zur Ab= ſehnung? Ex könnte doh höchſtens in der Abſicht liegen, unhöflih gegen die Leute ſein zu wollen, und das liegt mix ſehr fern. Wir leben mit ihnen, alſo iſt es unſere Pflicht, feinen begründeten Anlaß zur Klage zu geben. Im Uebrigen ſind ſehx brave und tüchtige Menſchen darunter. Mitgefangen, mitgehangen |“
„Aber ih —!“