Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

30 Der Talisman des Weibes.

„Sei nux niht übermüthig, mehr verlangen ſie zuleßt niht.“

„Fhre ſpiben Bemerkungen —

„Wirſt Du wohl herau2gefordert haben. J<h habe bereits für uns Beide zugeſagt. Nimm Dich ja zuſammen mit Worten und Mienen, Jrma, damit das Mädchen nichts von Deinem Widerwillen erfährt. J<h wünſche das auêdrüdli<.“ Er ſtand auf, reichte Jrma die Hand und verließ das Zimmer. —

Dex Geburtstag des Stadtoberhauptes brachte allemal eine Einladung für die Honoratioren des Städtchens, 1wo= bei es hoh Herging, denn in allen wirthſchaftlihen An=gelegenheiten war die Frau Bürgermeiſterin eine Autorität. Kinder waren dem Paare nicht beſcheert. Daran mochte es wohl liegen, daß ſie irrthümlicher Weiſe zuweilen den Gemahl für ihren Sohn anſah, über deſſen Thun und Laſſen ſie pflihtmäßig zu wachen habe. Der Bürger= meiſter, eine brave, heitece Natux, äußerlih verſhwindend gegen die ſelbſt na<h türkiſchen Begriffen ſehr voll ent= widelte Genoſſin, gutherzig und lieben8würdig, nahm jeden Beweis ihrer Liebe, ſelbſt den zweifelhaſteſten, dankbax hin und pflegte bei mancherlei Gelegenheiten, paſſend oder nicht paſſend, ſ{hmunzelnd zu ſagen: „Da ſehen Sie ſi mein Miekchen an!“

Miekchen's Vertraute waren die Frau Doktorin und Apothekerin, Leßbtere leiblih und geiſtig ſo ſpiß wie eine Nähnadel. Die Doktorin dagégen war eine ſanfte, anz genehme Frau, dur< rei<lichen Kinderſegen aber meiſtens für die Geſellſchaft unſichtbar.

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