Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von SchmidtWeißenfels, 157

„Sire! Size!“ flehte ſie. „Rächen Sie ſih nicht in ſolcher Art an einem Mädchen!“

„An einex Potemkin’ſchen Sklavin!“ ſ<hrie ex. „Die NKnute gebührt ihr.“

„Begreifen Sie denn niht, daß die Arme aus Verzweiflung Jhren Zorn erregen wollte, nur um nicht mit Schahir verheirathet zu werden? Genug der Strafe für ſie, wenn ſie in's Kloſter kommt. Dort mag ſie ihr Ver= brechen büßen, bis es der Gnade ihres Herrn und Zaren gefällt, ſie der Freiheit zurü> zu geben.“

Der Kaiſer, wie erſchöpft, wandte ſi<h nah einem Seſſel, und Maria Feodorowna, aufathmend, daß er die Klingelſ<hnur aus den Augen ließ, geleitete ihn dahin. Ex ſehte ſich. Der Anfall ſchien vorüber zu ſein. Seine Augen bliten ohne die Wildheit von vorher, die Wangen färbten ſi<h. Er ſtrih mit der Hand über ſeine Stirne, als verſcheuche ex den leßten Eindru> eines häßlichen Traumes. Seine Gemahlin erfaßte dieſen günſtigen Mozment, um den vertraulichen Ton anzuſc<hlagen, in welchem fie bis vor ſeiner tlrauxigen Umwandlung und hexraus= fordernd an den Tag gelegten Feindſeligkeit gegen ſie mit ihm verkehrte.

„Paul!“ ſagte ſie und legte neben ihm ſlehend ihre Hand auf ſeine Schulter. „Fh danke Dix, daß Du meiner Bitte Dein Herz öffneſt. O, dies Herz — warum ver= leugnet es fi< denn jet ſo ſehr gegen mich, gegen Deine Söhne? Haben wix denn im Leben nicht genug des Leides mitſammen getragen, um nun nah bald fünfundzwanzig= jähriger Che uns nicht mehr zu verſtehen? Einſt, Paul,