Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

158 Das Drama im Kaiſerſchloß.

als Deine Mutter Katharina Dich und mich fort und fort in kränkender Zurüd>tſeßung hielt, da ſaßen wir an manchen Abend in dem einſamen Gatſchina zuſammen, und Du iröſteteſt mi<h mit der Zukunft, wenn Du die Regierung führen würdeſt. O, tvie viel glü>licher lebten wir und waren wix damals gegen heute! Seit cinem Jahre iſt Dein Vertrauen zu uns gewichen; ih bin niht mehr Deine Freundin und Du fliehſt meine Geſellſchaft. Finſtere Gedanken bedrüd>en Dich; mißtrauiſch ſiehſt Du auf Deine Familie, als wenn ſie Dir nah dem Leben trachtete. Und Du, deſſen Güte und Freundlichkeit ſonſt Allex Herzen gewann , liebſt jeht die Haltung eines Schre>tlichen einzu= nchmen, vor dem Alle zittern ſollen, und der meint, die graufamſten Beſchlüſſe müßten von ihm gefaßt werden, um ſeine Herrſchaft zu feſtigen. Welch? ein Leben führen wix denn auf dem mächtigſten Throne der Welt! Jeder Arme in ſeiner Hütte, der glü>li<h und zufrieden mit ſeinem Weibe und ſeinen Kindern kebt, iſt ja hundertfach beneiden8werth gegen uns. Einſt konnteſt Du mit Recht ſagen, daß Deine Mutter die Schuld an Deinem freud= loſen Daſein trage; aber nun biſt Du Kaiſer und mit all° Deiner Allmacht verbreiteſt Du um uns, Deine Nächſten, Kummer und Leid, Angſt und Schre>en. Und was iſt Dein Daſein anderes, als eine Fuxht vox Geſpenſtern, als ein Grübeln über Argwohn und Mißtrauen, das fixe Jdeen und unheilvolle Einbildungen gebiert, und ein Schwanken hin und hex in Deinem Thun, was Dich gegen Dich ſelbſt erbittert und deshalb ſo menſchenfeindz lih macht?“