Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

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8. :

Von den Thürmen Petersburgs ſ{<lug es ein Uhr nach Mitternacht. Jn der Stille der Märznacht marſchirte durch die ſchneebede>ten Straßen geräuſchlos ein Bataillon Preobraſchenskoy=Garde dem Marsfelde zu, über die Brücke, dann in den Sommergarten. Die alten Linden in demſelben boten in ihren entblätterten Kronen Tauſenden von Krähen das winterlihe Nachtquartier. Das feine Gehör dieſer Vögel vernahm in der ſonſt dur<h kein Gez räuſh geſtörten Stunde den Tritt der Soldaten und das [eiſe Klirren ihrer Waffen. Wie ein Alarmſignal ließ eine der aufgeſchre>ten Krähen ihren krächzenden Schrei ertönen, und ſoglei<h antworteten ihre Nachbarn, dann immex mehr und bald exrfüllten“all’ die Hunderte die Luſt mit einem durchdringenden Geſchrei. Dex Lärm wax ſo groß, daß die verſhworenen Offiziere, welche beim Bataillon waren, von der Beſorgniß exfüllt wurden, der Kaiſer in dem nahen Michael8palais möchte darüber aufwachen, oder der oder jener ſeiner ergebenen Diener, die dann der Urſache der nächtlichen Störung nachforſchen, die ungewöhnliche Trubppenbewegung bemerken und dadurch die vorzeitige Ent= dedung des Komplotts bewirken könnten.

Aber die Krähen beruhigten ſi<h wieder, nachdem die Soldaten unter ihnen vorübergezogen waren, und es ereig= nete ſih nichts, was der geplanten Ausführung der mili= täriſ<hen Umſchließung des Palais ein Hinderniß bereitet hätte, Das*Gardebataillon vereinigte ſi vielmehr ange= ſichts deſſelben mit Reiterabtheilungen, welche Pahlen aufrüden ließ, und die Beſaßung des Schloſſes beſtand aus

Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd, XIII. 15