Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

166 Das Drama im Kaiſerſchloß.

hundertmal ſchon verdient. Zwei meiner Brüder hat er unſchuldig nah Sibixien geſchi>t,“ ſ{<rie ein Anderer.

Man ſah die ſilberne Schärpe durch die Hände fliegen und um den Hals des daliegenden, verzweiflungsvoll gegen ſeine Mörder ringenden Zaren ſ{lingen, der in abgeriſſenen Worten kreiſchend hervorſtieß: „Und Keiner hier, der mir hilft! — Cin Herzogthum für ihn! Bennigſen! — Du! — Mein Tod — übex Rußland! Es — mordet alle ſeine — Kaiſer.“

„Schweig! Wenn Ludwig XVI. ſterben mußte, um der Sünden ſeines Geſchlechtes willen, ſo mußt mit mehr Recht Du den Tod erleiden. Wir ſind Richter und nicht Mörder!“

Noch eine Weile lautloſes, um fo ſhre>licheres Hinz und Herzerreu am Boden, dann erhob ſich einer der Offiz ziexe nah dem anderen vom Boden.

Eine gräßliche That war geſchehen — Har Paul 1. von Rußland weilte niht mehr unter den Lebenden.

„Ex iſt todt !“ ſagte ein Kapitän und ſchaute trium= phirend auf den regungëloſen Zaren.

„Es iſt am beſten ſo; von ihm iſt nun nihts mehr zu fürGten. Ex durfte nicht leben bleiben.“

Jeht umſtanden Alle die Leiche des Zaren. Bennigſen, dex dem ſchre>lihen Kampf, welcher wohl zehn Minuten lang gewährt, von ſeiner Stellung am Tiſche mit finſteren Mienen, äber ohne ſi zu rühren, zugeſehen hatte, ſte>te feinen Degen ein und murmelte halblaut: „Er hat es ſo gewollt. Sein Verhängniß hat ſich erfüllt. Es lebe Ale= xander, unſer neuer Zar! Folgen Sie mir, meine Herren !“