Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
192 Ein vielſeitiges Genie.
den verſtri>te. Aber ſelbſt dieſe Seite ſeines Weſens oſfenbarte ſi< in genialer Weiſe, und in dieſer Beziehung er= zählen ſeine Zeitgenoſſen die drolligſten Anekdoten.
Sheridan war unerſchöpflich im Auffinden neuer Kredikt= quellen, auh wenn ex ſi<h vor Schulden kaum zu laſſen wußte. Das 1600 Pfd. Sterl. betragende Vermögen, welches ihm ſeine Frau mitgebracht hatte, war auf einer einzigen ſechswöchigen Vergnügungsreiſe durchgébracht wor= den. Ex beſaß keinen Freund, keinen Bekannten von nux einiger pekuniärer Leiſtungsfähigkeit, bei dem er niht auf dem Kerbholz geſtanden hätte. Sein Freund Taylor behauptete, wenn er auf der Straße vor Sheridan den Hut abnehme, ſo koſte es ihm fünfzig, wenn er aber ſtehen bleibe, um mit ihm zu ſprechen, hundert Pfund. Jeden Morgen kamen die Mahner in Schaaren zu Sheridan, thn um Geld anzugehen, bevor er das Haus verließ. Aber wie oft wurden ſie gefoppt. Man brachte ſie gewöhnlich in die Zimmer zu beiden Seiten der Eingangshalle. So-= bald nun Sheridan gefrühſtü>t hatte, kam er herunter und fragle ſeinen Diener: „Sind dieſe Thüren alle ver= ſ<loſſen, John?“ und na<hdem John verſichert hatte, daß dies geſchehen ſei, ging er gemähli<h aus dem Hauſe.
Ciner ſeiner Gläubiger kam, um fich ſein Geld aus= zubitten, eines Tages zu Pferde an. „Das iſt eine herr= liche Stute,“ rief ihm Sheridan entgegen.
„Meinen Sie?"
„Ja wohl, wie galopirt ſie denn?”
Der Gläubiger fühlte ſich geſhmeichelt, ſagte ihm, er ſolle es ſehen und ſeßte ſofort das Thier in Galop;