Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von Paul Schwanfelder. 193
Sheridan aber ergriff inzwiſchen die Gelegenheit, um die nächſte Ete zu verſchwinden.
Da war fein mit ihm in Verbindung ſtehender Handiverfex, fein Lieferant, dem Sheridan nicht große Summen [<uldig war. Nicht ſelten mußte ſeine Familie Slunden lang mit dem Früßſtü warten, weil die Dienex in dex Nachbarſchaft Niemand mehr finden konnten, der ihrer Herrſchaft die gewünſchten Eßwaaren auf Kredit gegeben hätte. Eines Tages brachte der Mebger eine Hammelskeule in die Küche. Die Köchin nahm ſie ihm ab und legte ſie in die Pfanne, worauf ſie zur Herrſchaft ging, um Geld zur Bezahlung zu holen. Da ſie aber zu lange ausblieb, nahm der Meßger die Keule wieder aus der Pfanne und ging davon. Das geſchah im Hauſe eines Manne3, bei dem zu anderer Zeit der Champagner in Strömen floß und dem im Spiele Tauſende dur die Finger rannen.
Dabei machte Sheridan gelegentlich den Zauber feiner perſönlichen Liebenswürdigkeit au< zu Gunſten ſeiner Freunde nußbar. Einer derſelben wurde einmal Schulden halber verhaftet. Sheridan ladet den Gläubiger zu ſich ein, ſ{<meichelt ihm, intereſſixt, xührt, lobt ihn, umſtri>t ihn mit ſeiner Beredtſamkeit und bringt es endlich ſo weit, daß der hartgeſottene Geldmenſh ſi<h niht nur für den Freund zur Geduld bequemt, ſondern auch no< ſeine Börſe zieht und dem Fürſprecher ſelbſt ein paar hundert Pfund al3 Darlehen anbietet.
Im Fahre 1792 wurde feine Gattin von einem Bruſt= ſciden dahingerafſt. Drei Jahre lang blieb ex hierauf Wittwer, bis ihm der Zufall ein junges Fräulein in den
Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd. XII, 13