Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
14 : Dex lebte Folkunger.
empört und zu leidenſchaftlicher Aufwallung hingeriſſen, als wenn Jemand, der ihr im Kampfe Theilnahme ab= getrobt, den ſie zu ſchonen gewlinſcht hat, plöblich dur eine gelungene Liſt als Sieger erſcheint und mit ſeiner Schlauheit triumphirt. Das Blut ſtieg Moltke bei dem Gedanken, dieſe höhniſhe Antwort dem Könige melden zu müſſen, in's Antlitz, und jede Rückſicht vergeſſend, allein von dem Wunſche beſeelt, dieſem Weibe mit einem Streiche zu antworten, der ihr ſeine Verachtung bewies, rief er mit lauter Stimme, daß ſein König ſich dem Schiedsſpruche gewiß unterwerfen, aber auch fordern werde, daß man prüfe, wer es ſei, den die Königin als Erben des leßten Folkunger’s au2gäbe. Das dreiſte Wort hatte eine Wirkung, wie Molike ſie wohl kaum exwartete. Waren die Gerüchte über Olaf's Perſon erlogen, ſo hätte Margaretha in dieſen Worten nur eine Drohung geſehen, die ſie beleidigen ſollte — war ſie abex eine Betrügerin, ſo mußte ſie vorbereitet auf eine ſolche Anklage ſein. Es war jedoh weder Zorn noh Schre>ken, noch Troß, was ſich in ihrem Antliß malte, als die exſte Betäubung überwunden war, ſie ſtarrte Moltke an, als fordere ſie eine Erklärung, als dürſte ſie danach, als liege ihr der Gedanke fern, daß er ein ſoles Wort nur geſprochen haben könne, ſie zu beleidigen. Fhr Antiliß war blei geworden, fie ſchien zu ſ<hwanken, machte eine Geſte, als ſolle ihre Umgebung ſie verlaſſen, aber der zor= nige Ruf ihrer Räthe, Moltke habe die Majeſtät beleidigt, und der Umſtand, daß dieſer ſeine Worte zu bereuen ſchien und die Entſchuldigung ſtotterte, er habe niht beleidigen wollen, gab ihr ſoweit die Faſſung wieder, daß ſie ſich