Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Roman von E, H. v. Dedenroth. 15
erinnerte, es ſtehe der Abgeſandte eines Mannes vor ihr, der ſie tódtlich haſſe.
Die Königin rang dana, ihre Erregung zu bemeiſlern, fie gebot ihren Räthen, welche die Hand an's Schwert gelegt hatten und riefen, man müſſe den Abgeſandten mit Schimpf die Treppe hinunter werfen, Schweigen, ihr Bli> heftete fich mit einer Miſchung von bangem Zweifel, ſ{<merzlicher Angſt und qualvoller Erwartung auf Moltke. „J< will es niht glauben,“ begann ſie endli<h mit bebender Stimme und troß threr inneren Unruhe mit einer Hoheit, welche Angeſichts ſolcher Beleidigung nux ein reines Gewiſſen zu geben vermochte, „daß ein Edelmann, dem i<h meine per= ſönliche Achtung bewieſen, mih als Weib und als Mutter zu beleidigen wagt. Die Worte galten der Königin. J< weiß es, daß man Zweifel darein ſeßt, ob Jemand der e<te Sohn Hafon’s ſein fann, der leider ſo wenig von dem Blute ſeiner Eltern hat, wie Olaf; ih weiß, daß man ſi< erzählt, mein Kind ſei geraubt und. ausgewech= ſelt, während ih in ſ{<hwerer Krankheit darniedex lag, und nichts iſt bitterer für mein Herz, als daß mein Sohn niht ſelber dafür zeugt, weſſen Blutes er iſt. Wohlan, wer ſolche Zweifel mix in's Antliß zu ſagen wagt, dex mag beweiſen, was er redet, und kann ex mich überzeugen,
. fo werde i< die Erſte ſein, die den Betrug zu Schanden macht. Wer glaubt, daß eine Mutter, und wäre thr Chr= geiz no< ſo groß, den Schmerz um ihr verlorenes Kind verleugnete und ein frevelndes Spiel triebe mit dem hei= ligſten Gefühl? Aber wer den Schmerz einer Mutter * darüber, daß ſie niht ſtolz auf ihr Kind blicen kann,