Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Noman von E. H, v. Dedenroth. 15)
Damit wandte ſich die Königin ab und verließ das Gemach.
Die Gräfin ſtand da wie betäubt. Als ſie das Gift ihres Haſſes gegen die Königin ausgeſprißt, hätte eine heftige, eine drohende Antwort ſie befriedigt, jeßt aber wirfte dieſe mit ruhiger Würde gegebene Drohung zer= malmend. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, es ward ihr plößli<h far, daß ſie in blindem Haſſe das Natürlichſte niht geſehen.
Die Königin hatte ſie entlaſſen. Hätte Margaretha der Beſchämten die Hand geboten, Edda hätte ihren lebten Bluïtstropfen hergegeben, ihr zu dienen, ihr zu beweiſen, daß ſie dieſes Vertrauens würdig ſei, daß ſie nux in wahn= ſinniger Verblendung eine verächtliche Rolle, ſih ſelber zum Efel, geſpielt — aber die Verachtung ſhweigend hinz nehmen, das vermochte ſie niht, da hätte fie ſich lieber einem Dämon verkauft. Wieder funkelte es unheimlich, blibte es düſter auf in ihrem Auge. „So ſei es denn,“ murmelte ſie, „Kampf bis auf's Meſſer zwiſchen uns, Du ſollſt den Zahn der Schlange fühlen, na<h der Du mit dem Fuße getreten !“ 1
Der Senator Kanut v, Warendorþ ſaß in dem ge= polſterten Seſſel ſeines Arbeitszimmers und prüfte mit wohlgefälligem Blick ſeidene Gewebe, welche ein ihm gehöriges Schiff aus der Levante gebracht, aber vergebens ſchielte ſein Blick nach der Tochter hin, die ihm die Stoffe vorlegte, ob ihre Miene kein Begehren verrathen , ihre
Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. VT.
3