Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
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fi mit dem Gedanken, daß er nah dem Wunſche der beiderſeitigen Väter ihr Gatte werden ſolle, beſonders zu befreunden. Der eitle, eingebildete junge Mann behgndelte ſeine Braut, als ſei es eine Chre und ein großes Glüd für dieſelbe, dereinſt ſeine Gattin werden zu ſollen, als habe ex nicht nöthig, ſi<h ihre Zuneigung zu erwerben, als ſei dieſelbe eine ſelbſtverſtändliche Folge der Bewunderung, die ſie ihm zolle. Hielt ex es aber ſeiner Würde uicht angemeſſen, der Braut jene kleinen, zärtlichen Aufmerfſamfeiten zu evweiſen, mit denen man dem Frauenherzen ſchmeichelt, ſo hatte Blanka ihrerſeits das Band, welches ſie mit ihm verflocht, ſo lange wie ein von der Pflicht auferlegtes betrachtet, bis in ihrem Herzen das Selbſtz gefühl der Jungfrau erwacht war und das Glüct anderer Lie= benden ſie veranlaßt hatte, Vergleiche anzuſtellen. War der Grundzug ihres Charakters auh anſpruchslofe Beſcheidenheit, beſchäftigte ſie der peinliche Gedanke, daß die Schuld an ihr liege, wenn ihr Verlobter ſie wie ein Kind behandle, fo mußte doch mit der Zeit die Frage ihr nahe treten, ob es niht beſſer ſei, wenn Blaſius ſih eine Andere wähle, und dieſes Gefühl war jeßt nah der Nüdfkehr ihres BrU= ders dur< die abſprechende Art, mit welcher Sture ſich au< über Gebhard äußerte, beſonders lebendig geivorden. Sn dieſem Augenbli>e aber, wo Blaſius als Cavalier einer Dame auftrat, deren Handlungsweiſe einen peinlichen Ein= dru> auf Blanka machte, ward es ihr klar, daß ſie es ſich ſelber ſchuldig ſei, ſeine Anmaßung zurüc{zuweiſen. Sie vertrat die Stelle der Hausfrau, ex fragte niht, ob ihr der Gaſt willkommen ſei, er wandte ſich jeßt mit der Aufz