Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
506 Vierte Dvdnung: Naubtiere; erſte Familie: Katen.
weil er dann, unbemerkt von den Hunden, an die Bauernhöfe herankommen und dort nah Belieben würgen kann. Fn dunkeln Nächten hat der Hoſbeſißer es nötig, das Hühnerhaus wohl zu verſchließen; denn wenn der Ozelot unter die Hühner kommt, richtet er dort ein arges Vlutbad an. Fm Freien beſteht die Nahrung unſerer Pardelkaße aus Vögeln, welche ſie entweder auf dem Baume oder auf ver Erde in ihren Neſtern beſchleicht, ſowie aus allen fleineren Säugetieren, jungen Rehen, Schweinen, Affen, Agutis, Pakas, Ratten, Mäuſen 2c. Man glaubt, daß der Ozelot die Schuld von der Verödung der Wälder an Hühnern und Vögeln trägt, und jedenfalls iſt es begründet, daß er dieſen Tieren großen Schaden thut. Auch den Afffen ſoll er in ihrem laubigen Gebiete eifrig nachſtellen.
„„Da dieſe Kaße meiſt nur des Nachts auf Raub ausgeht“, ſagt Rengger, „habe ih ſie niemals auf ihren Jagden beobachten können; ſie ſcheint aber große Streifzüge zu machen. Jh habe in den ſogenannten Urwäldern ihre Fährte oft ſtundenlang verfolgt. Höchſt ſelten ſtößt man auf Überreſte ihrer Mahlzeit; gewöhnlich ſind es nur die Federn eines erlegten Vogels. Jh halte ſie daher nicht für blutdürſtig und glaube, daß ſie niht mehr Tiere auf einmal tôtet, als ſie zu ihrer Sättigung bedarf; dieſe Meinung hat ſih au< an Gefangenen, welche ih gehalten habe, beſtätigt. Sie klettert gut und ſpringt, wo die Bäume dicht ſtehen, wenn ſie gejagt wird, mit Leichtigkeit von einem Baume zum anderen, obwohl ſie im Klettern no immer nicht dié Fertigkeit des Kuguars beſizt. Nur durch die Not gezwungen, wagt ſie ſih dur<s Waſſer, z. B., wenn ſie dur<h Überſhwemmung vom feſten Lande abgeſchnitten wird und das nächſte Ufer zu gewinnen ſuhen muß; allein ſie iſt ein vortreffliher Shwimmer. Nicht ſelten kommt es vor, daß ein dur<h Überſchwemmung aus den Wäldern vertriebener Ozelot mitten in einer Stadt ans Land ſteigt. Jh ſelbſt ſah einen, welcher über einen Teil des Paraguayſtromes geſ<wommen war, bei ſeiner Landung im Hafen von Afſuncion erſchießen. Der Ozelot lebt paarweiſe in einem beſtimmten Gebiete. Der Jäger kann gewiß ſein, nachdem ex einen aufgeſcheu<ht hat, den anderen in nächſter Nähe zu treffen. Mehr als ein Paar trifft man jedo< niemals in dem nämlihen Walde an. Männchen und Weibchen gehen nicht zuſammen auf den Raub aus, ſondern jedes jagt für ſich; au< helfen ſie einander niht bei der Jagd oder bei feindlichen Angriffen. Die Begattungszeit tritt bei ihnen im Dfktober ein und dauert bis in den Januar; ihre Tragzeit iſt unbekannt. Selten überſteigt die Anzahl der Fungen zwei. Die Mutter verſte>t ihre Sprößlinge in einem hohlen Baume oder in dem Dikichte des Waldes und trägt ihnen, ſobald ſie freſſen können, kleine Säugetiere und Vögel zu.“
Dem Menſchen ſchadet der Ozelot verhältnismäßig wenig: er fürchtet ihn und die Hunde zu ſehr, als daß er bevölkerten Gegenden ſi<h nähern ſollte. Bloß Wohnungen, welche nahe an Wäldern liegen, werden hin und wieder von ihm heimgeſuht; do<h auch dann nimmt er höchſtens ein paar Hühner oder eine Biſamente weg, trägt ſie ins nächſte Gebüſch und verzehrt ſie ſofort. Wenn ihm ſeine erſte Unternehmung gelingt, kommt er gewöhnlich die nächſten Nächte wieder, bis er gefangen oder verſcheucht wird. Man jagt ihn in Paraguay mit Hunden oder fängt ihn in Fallen. Er iſt ſehr ſcheu und flüchtig und ſieht den Jäger bei mondhellen Nächten, noh ehe derſelbe ihn gewahr wird. Vor dem Hunde flieht er in größter Eile auf Bäume und verſte>t ſih hier im dichteſten Laube der Krone. Ein ange\choſſener Ozelot verteidigt ſi< herzhaft mit ſeinen Krallen gegen die Hunde und kann auch wohl dem Menſchen gefährlich werden. Am leichteſten fängt man ihn vermittelſt Fallen, in deren Hintergrund ein Käfig mit einem eingeſperrten Huhne geſtellt oder au< Rindfleiſch als Köder angebracht wird.
Der junge Ozelot wird häufig eingefangen und gezähmt. Gewöhnlich verraten die Fungen ihren Aufenthalt dur< Miauen und werden ſomit, auch ohne Hilfe der Hunde, ziemlich leicht aufgefunden. Man zieht ſie mit Milch auf und nährt ſie ſpäterhin größtenteils mit geko<htem