Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Viscacha: Aufenthalt. Baue. Stimme. Gebaren. 617

augenbli>lih, wenn einer der Eindringlinge ſie dur Unreinlichkeit beläſtigt. So kommt es, daß der Boden manchmal in dem Flächenraume von einer Geviertmeile vollſtändig unterwühlt iſt. Den Tag über liegt die ganze Familie verborgen im Baue, gegen Sonnenuntergang zeigt ſih eines und das andere, und mit Einbru< der Dämmerung hat ſich eine mehr oder minder zahlreiche Geſellſchaft vor den Löchern verf ammelt. Dieſe prüft ſehr ſorgfältig, ob alles ſicher iſt, und treibt ſich längere Zeit in der Nähe des Baues umher, ehe ſie ſi< anſchi>t, nah Äſung auszugehen. Dann kann man Hunderte miteinander ſpielen ſehen und vernimmt ihr ſhweineartiges Grunzen ſchon auf bedeutende Entfernungen hin. Wenn alles vollſtändig ruhig geworden iſt, zieht die Geſellſchaft auf Nahrung aus, und ihr iſt alles Genießbare ret, was ſich findet. Gräſer, Wurzeln und Rinden bilden wohl den Hauptteil

Viscaha (Lagostomus trichodactylus). 1's natürl. Größe.

ihres Futters; ſind aber Felder in der Nähe, ſo beſuchen die Tiere auh dieſe und richten hier merkliche Verheerungen an. Bei ihren Weidegängen ſind ſie ebenfalls höchſt vorſichtig: niemals fommt es dahin, daß ſie ihre Sicherung vergeſſen. Eines um das andere richtet ſich auf den Hinterbeinen empor und lauſcht und lugt ſorgfältig in die Nacht hinaus. Bei dem geringſten Geräuſche ergreifen alle die Flucht und ſtürzen in wilder Haſt unter lautem Geſchrei nach den Höhlen zurü>; ihre Angſt iſt ſo groß, daß ſie au< dann noh ſchreien und lärmen, wenn ſie bereits die ſichere Wohnung wieder erreiht haben. Göring hörte niemals, daß die Viscachas beim Laufen grunzten, vernahm aber, ſo oft er ſich einer Höhle näherte, ſtets das laute Gebelfer der Jnſaſſen.

In ihren Bewegungen haben die Viscachas viel Ähnlichkeit mit den Kaninchen; doh ſtehen ſie dieſen an Schnelligkeit bedeutend nach, obwohl ſie munterer, luſtiger und mehr zum Spielen aufgelegt ſind. Auf ihren Weidegängen ſcherzen ſie faſt fortwährend miteinander, rennen haſtig umher, ſpringen grunzend übereinander weg, ſchnauzen ſih an 2c. Wie der Schakalfuchs tragen ſie die verſchiedenſten Dinge, die ſie auf ihren Weidegängen finden, nach ihren Höhlen hin und ſchichten ſie vor der Mündung in wirren Haufen, gleichſam als Spielzeug, auf. So findet man Knochen und Geniſte, Kuhfladen und dur Zufall in Verluſt