Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, S. 279
Hausſ\chafe. Schafochſe. 245
Süden benußt man auch die Milch, um daraus geſchäßten Käſe zu machen; edle Schafe dagegen melft man nirgends, weil man hierdur< den Wollertrag vermindern würde.
Das Schaf kann 14 Jahre alt werden; doh fallen ihm ſ{<hon im 9. oder 10. Fahre ſeines Lebens die meiſten Zähne aus. Es wird dadur< unbrauchbar und muß ſo raſh als möglih gemäſtet und geſ{lachtet werden.
Jm hohen Norden, in jenen troſtloſen Gebieten, wo der Boden im Sommer bloß oberflählih auftaut, wo zwerghafte Holzgewächſe ein kümmerliches Daſein friſten, wo Moosund Flechtentundren ſi<h dehnen, da durhſhweift neben dem Renntiere noh ein anderer Wiederkäuer die unwirtlichen Landſtriche: der Schaf- oder Moſhusochſe. Vormals lebten die genannten Wiederkäuer in weit ſüdlicheren Gegenden, und namentlich der Schafochſe hat, ſaut Duncan, „hart gekämpft um das Daſein“, wie die von ihm in manchem alten Flußbette Europas und Aſiens zurü>gelaſſenen Knochenſtü>ke uns überzeugen. Mehr als 15 Breitengrade tiefer lag früher die ſüdliche Grenze ſeines Verbreitungsgebietes, während ſie jeßt in Amerifa, dem einzigen von ihm no< bewohnten Erdteile, erſt jenſeits des 60. Grades nördlicher Breite beginnt. Nah Hartlaub welcher die Angaben der verſchiedenen über den Schafochſen berichtenden Nordfahrer zuſammengeſtellt hat, erſtre>t ſih das Verbreitungsgebiet gegenwärtig über die Ödländer (barren grounds) oder die Tundren des nordamerikaniſchen Feſtlandes, über die nördlih gelegenen Jnſeln und einen großen Teil von Grönland. Als ſüdweſtliche Grenze des Verbreitungsgebietes kann eine Linie gelten, welche, zugleich als nördliche Grenze des Waldes, etwa unter dem 61. Grade nördlicher Breite an der Hudſonbai beginnend, weſtwärts ungefähr zur Mitte des Großen Värenſees unter 66 Grad nördlicher Breite und von hier in nordweſtlicher Richtung zum Kap Bathurſt oder bis zur Mündung des Maenziefluſſes verläuft. Wenigſtens gibk Sir John Richardſon an, daß der Schafochſe weſtlih vom Ma>enziefluſſe nicht vorkomme, doch iſt es nah den Erkundigungen von Beechey keineswegs unwahrſcheinlich, daß das Verbreitungsgebiet noch weiter nach Weſten reiht. Das Vorkommen unſeres Tieres in Weſtgrönland war früher mehrfach behauptet, aber ebenſo oft auch beſtritten worden; ſein Auftreten im Oſten aber, und zwar auf den von Sabine und Clavering beſuchten und nach ihnen benannten JFnſeln, wurde erſt dur die zweite deutſche Nordpolarfahrt feſtgeſtellt. Bald darauf fanden auch die Mitglieder der Polarisfahrt Moſchusohſen in Weſtgrönland auf, und zwar noh unter 81° 38/ nördlicher Breite, woraus alſo hervorgeht, daß dieſe Tiere ebenſo weit nah Norden hin vorzudringen ſcheinen wie irgend ein anderes Säugetier.
Der Schaf- oder Moſhuso<hſe, Umingarok der Eskimos (Oyibos moschatus, Bos moschatus), vereinigt in wunderſamer Weiſe die Merkmale der Schafe und Rinder in ſih, Und es erſcheint deshalb gerechtfertigt, ihn als Vertreter einer beſonderen Unterfamilie (Oyibovinae) zu betraten. Dur den Mangel einer Kehlwamme und einer na>ten Muffel/ die Kürze des ſtummelhaften Schwanzes, die verſchiedenartig, d. h. unter ſih nicht gleich gebildeten Hufe, und das Vorhandenſein von nur zwei Zißen unterſcheidet ſih das Zwittergeſ<öpf ebenſo beſtimmt von anderen Rindern, wie es ſi den Schafen annähert. Auch die Vergleichung ſeines Schädels und Gerippes mit denen der Ninder und Schafe führt zu demſelben Ergebniſſe wie die Unterſuchung der äußeren Teile; einzelne Zergliederer wollen finden, daß ſeine Verwandtſchaft mit den Schafen eine innigere ſei als die mit den Rindern. Ein wahrſcheinlich vollſtändig auëgewachſener Stier des Berliner Muſeums gibt mir Gelegenheit, ihn eingehend zu beſchreiben. Die Geſamtlänge beträgt einſ{hließli< des nux 7 cm langen Schwanzes 2,41 m, die Schulterhöhe 1,1 m. Der auf kurzen und kräftigen Beinen ruhende