Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, S. 281

Schafochſe: Allgemeines. Vorkommen. 247

Hufen herabreichenden, 60—70 em langen Behang und de>en ebenſo in reihlicher Menge den Widerriſt, hier einen kiſſenartigen Sattel darſtellend, welcher hinter den Hörnern beginnt und den Hals von beiden Seiten überde>t, ſelbſt no< die Ohren einhüllt. Nur die vom Kinne an nach hinten zu mehr und mehr ſih verlängernde Mähne beſteht aus ſ{<li<ten, das übrige Vließ durhgehends aus welligen, die Umrandung des NRüenſattels aus lo>igen, büſchelartig zuſammengefilzten, die Bekleidung des Geſichtes, welche ſich nux an den Lippen verkürzt und ſpärlich zeigt, noh immer aus dicht ſtehenden, bis 9 cm langen Haaren. Mit Ausnahme des Geſichtes und der mit glatten, nur etwa 5 cm langen Haaren bekleideten Beine ſproßt überall zwiſchen den Grannen ein reiches Wollhaar hervor, welches die ganze Deke flo>ig durchzieht und auf dem Hinterrü>en jene überwuchert, ſo daß hier ein lichterer, ſhabra>enartiger Fle>en zum Vorſchein kommt. Die allgemeine Färbung iſt ein dunkles Umberbraun, welches im Geſichte und an den Haaren der Mähne ins Dunkelbraune übergeht und auf dem Sattel ſih lichtet; die Lippen, ein den vorderen mähnigen Sattel umgebender Streifen und die von Wollhaaren gebildete Stelle auf dem Hinterrücken ſehen graubraun, der Unterteil der Beine und ein die Hörner hinterſeits einfaſſender, unter der mähnigen Dee verſte>ter Querſtreifen graulih fahlweiß aus. Abgeſehen von den Grannen, welche den erſterwähnten Sattel umgeben und an der Spiße ſi lichten hat das einzelne Haar durchgehends glei<hmäßige Färbung. Ein wenige Tage altes Kälbchen ähnelt bereits faſt vollſtändig den Alten, iſt in ein dichtes Fell gehüllt und unterſcheidet ſich hinſihtli{ ſeiner Färbung nur dadurch, daß die Beine weiter herauf graufahl und der Nücken und die Aſtergegend lichter als bei den Alten ſind.

Abgeſehen von einer Angabe Gomaras, eines ſpaniſchen Reiſenden und Geſchichts[hreibers aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, welche von „langhaarigen, im Neiche Quivira lebenden Schafen von der Größe eines Pferdes mit ſehr kurzem Schwanze und erſtaunlich großen Hörnern“ handelt und auf unſeren Schafochſen bezogen, ebenſogut aber auh bezweifelt werden kann, erfahren wir zuerſt dur< Jeremie, einen franzöſiſchen Reiſenden und Pelzjäger, etwas Beſtimmtcs über den Moſchuso<hſen, und zwar in ſeinem 1720 erſchienenen Berichte über die Länder der Hudſonbai. Am weſtlichen Ufer der Hudſonbai unter dem 59. Grade nördlicher Breite, traf gedacter Berichterſtatter, wie er mitteilt, eine Art von Rindern an, welche er Moſchuso{ſen nannte, weil ſie ſo ſtark nah beſagtem Stoffe rochen, „daß es zu gewiſſen Zeiten unmöglih war, deren Fleiſch zu genießen. Man tötete dieſe Tiere bei tiefem Schnee mit Lanzenſtichen, da ſie niht im ſtande waren zu entfliehen.“ Jeremie läßt ſih dann aus der Wolle des Tieres Strümpfe anfertigen, welche ſchöner und weicher ſind als ſolche aus Seide, und kennzeihnet auch in dieſer Beziehung das fragliche Tier zur Genüge. Später erhalten wir durch Armſtrong, Belcher, Franklin, Hearne, MacClinto>, M’Cormi>, Mecham, Parry, Nichards und andere weitere Nachrichten über den Schafo<ſen, bis endlih neuere Expeditionen ihn au<h in Oſt: und Weſtgrönland auffinden und ſeine Kunde, wenn auh nicht weſentli bereichern, ſo doch hier und da vervollſtändigen oder, was ebenſo wichtig, das früher Bekannte beſtätigen. Verſucht man alle Mitteilungen zuſammenzufaſſen, ſo gewinnt man etwa folgendes Lebensbild des Tieres.

Innerhalb des weiten Gebietes belebt der Schafochſe alle Örtlichkeiten, welche ihm wenigſtens zeitweilig Unterkommen und Nahrung gewähren. Er nimmt, zu Herden von wechſelnder Stärke geſchart, vorzugsweiſe in Thälern und Niederungen ſeinen Stand und ſcheint nah Norden hinauf in manchen Gebieten zahlreicher aufzutreten: wenigſtens für Oſtgrönland glauben die Mitglieder der zweiten deutſchen Nordpolarfahrt nach ihren Befunden dies annehmen zu dürfen. Sie begegneten Herden von 20—30 Stüc. Auf den ſernſten Fnſeln des Nordweſtens aber erblickte Mecham auf einer einen kleinen Tagemarſch langen Stre>e an 150 und ein andermal innerhalb ſeines Geſichtskvreiſes etwa 70 weidende