Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

14 Neunte Drdnung: Rüſſeltiere.

di>ſten Urwald, an ſteilen, ſteinigen und felſigen Höhen hinan, auf feſtem Boden oft förmliche Straßen herſtellend, weil ſie bei ihren Zügen nicht allein geſ<loſſene Geſellſchaften bilden, ſondern ſih auch in lange Reihen zu ordnen pflegen, welche dann verhältnismäßig ſchmale Wechſel hinterlaſſen. Die Wege laufen gewöhnlich von der Höhe zum Waſſer herab; doh findet man auh Pfade, welche die übrigen durchkreuzen.

Das leitende Mitglied einer Herde geht ruhig durch den Wald unbekümmert um das Unterholz, welches es unter ſeinen breiten Füßen zuſammentritt, unbekümmert au< um das Aſtwerk der Bäume. Auf freien, ſandigen oder auh ſtaubigen Flächen des Waldes ſcheint die Elefantenherde gewöhnli< Raſt zu halten und ein Staubbad zu nehmen, wie die Hühner es thun. J<h beobachtete an ſolhen Orten tiefe, der Größe des Elefanten entſprechende Keſſel, welche deutlich zeigten, daß die gewaltigen Tiere ſi hier gepaddelt hatten. Jn der freien Steppe dürften ſie, laut Shweinfurth, mit Vorliebe die ſhmalen Wege begehen, welche der Menſch im Hochgraſe gebahnt hat, obgleich ſie kaum zur Aufnahme eines Vierteils ihrer Körperbreite ausreichen; im Gebirge dagegen legen ſie ſi, ebenſo wie im Walde, Pfade an und zwar mit einer Klugheit welche ſelbſt menſhlihe Straßenbauer in Erſtaunen ſebt. Es iſt eine bemerkenswerte Thatſache, daß ſolche Wege ſelbſt über Gebirge verlaufen, in denen gewöhnliche Pferde unbeſiegbare Hinderniſſe finden würden. Jmmer haben die Elefanten die günſtigſten Päſſe, welche weit und breit zu finden ſind, zu ihren Wegen ſih ausgeſuht. Manche dieſer Päſſe werden von ihnen ſo regelmäßig und ſeit ſo langer Zeit begangen, daß ſie mit ihren Füßen ſogar hartes Geſtein abgenußbt, förmlih ausgeſ<lif fen haben.

Dex Elefant iſt nur ſcheinbar plump, in Wirklichkeit ſehr geſchi>t. Für gewöhnlich geht er einen ruhigen, gleihmäßigen Paß, wie das Kamel und die Giraffe, wobei er 4—6 km in der Stunde zurü>legt; dieſer ruhige Gang kann aber derartig beſ<hleunigt werden, daß er etwa 15—20 km weit mit annähernd verdoppelter Geſchwindigkeit fördert. Bei nicht zu großer Hiße vermag der erregte Elefant für eine ganz kurze Zeit ſo {nell zu laufen, daß er in der Stunde wohl 20—25 km zurü>legen würde, wenn er es ſo lange aushielte. Er bewegt ſich ſtets gehend, beſtenfalls haſtig „ſhuffelnd“ und vermag weder zu traben no zu galoppieren, ſelbſtverſtändlih auh niht zu ſpringen, d. h. alle viere gleichzeitig vom Boden abzuheben. Arg erſchre>te oder angeſchoſſene Tiere gehen ſtetig, ohne anzuhalten, 60—70 km weit und weiter; Selous folgte der Spur eines, das er, mit fünf {weren Kugeln in Leib und Kopf, fr tot hatte liegen laſſen und zu ſeinem Erfunmas nachher niht mehr vorfand, vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend und bekam es nicht einmal zu Geſicht. Meiſterhaft verſteht es unſer gewaltiges Rüſſeltier, ſo leiſe dur< den Wald zu \<leihen, daß man es gar niht hört. „Anfangs“ ſagt Sir Emerſon Tennent vom aſiatiſchen Elefanten, „ſtürzt eine wilde Herde mit lautem Geräuſche dur< das Unterholz; bald aber ſinkt der Lärm zur vollſtändigen Geräuſchloſigkeit herab, ſo daß ein Neuling glauben muß, die flüchtenden Nieſen hätten nur wenige Schritte gethan und ſi< dann ruhig wieder aufgeſtellt.“ Dasſelbe berihten Selous und andere auch vom afrikaniſchen Elefanten. Häufig kommt es zudem vor, daß die gewißten Tiere, wenn ſie plößlih einen Feind in großer Nähe entde>en, ſich ſehr eilig, aber geräuſchlos aus dem Staube machen. Mancher Neuling in der Elefantenjagd hat in Afrika wie in Aſien ſchon die bittere Enttäuſchung erlebt, daß die erhoffte rieſige Beute, die er ſhon ganz ſicher beſ{<lihen zu haben glaubte, ihm längſt und lautlos im Dickicht entſchlüpft war. Beim Überſchreiten ſehr bedeutender Steilungen wird der Elefant geradezu zum kletternden Tiere. An einem gefangenen, welchen ich pflegte, habe ih mit wahrem Vergnügen geſehen, wie geſchi>t er es anfängt, ſchroffe Gehänge zu überwinden, Ex biegt zunächſt ſehr lug ſeine Vorderläufe in den Handgelenken ein, erniedrigt alſo den Vorderleib und bringt den Shwerpunkt nah vorn, dann rutſcht ex auf den