Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Straßen. Gehen. Klimmen. Schwimmen. 15

eingekni>ten Beinen vorwärts, während er hinten mit gerade ausgeſtre>ten Beinen geht. Bergauf alſo fördert die Wanderung noch ziemlich gut, bergab dagegen hat das ſhwere Dier ſelbſtverſtändlich wegen ſeines ungeheuern Gewichtes größere Schwierigkeiten zu überwinden. Mollte der Elefant in ſeiner gewöhnlichen Weiſe fortgehen, ſo würde er unbedingt das Gleichgewicht verlieren, nah vorn ſi< überſchlagen und ſolchen Sturz vielleicht mit ſeinem Leben bezahlen. Das vorſichtige Geſchöpf thut dies jedoh nicht, kniet vielmehr am Rande des Abhanges nieder, ſo daß ſeine Bruſt auf den Boden zu liegen kommt, und ſchiebt nun ſeine Vorderbeine höchſt bedächtig vor ſich her, bis ſie irgendo wieder Halt gewonnen haben, zieht hierauf die Hinterbeine nah und gelangt ſo, gleitend und rutſchend, na und nach in die Tiefe hinab.

Zuweilen kommt es übrigens doch vor, daß der Elefant auf ſeinen nächtlichen Wanderungen einen {weren Fall thut. Jm oberen Menſathale ſah ih hiervon unverkennbare Spuren. Eine ſtarke Herde war beim Übergange des Hauptthales längs einer Bergwand hingegangen und dabei auf einen ſ{hmalen Weg geraten, welchen das Regenwaſſer hier und da unterwaſchen hatte. Ein teilweiſe überragender Stein war von einem Elefanten betreten und dadur< zur Tiefe hinabgeſtürzt worden, hatte aber auh zugleih das ſchwere Tier aus dem Gleichgewichte gebraht und nach ſih gezogen. Dieſes mußte einen gewaltigen Burzelbaum geſchoſſen haben, denn Gras und Büſche waren in einer Breite, welche der Länge eines Elefanten etwa entſprach, auf mindeſtens 16 m nach unten niedergebrochen und teilweiſe ausgeriſſen. Ein ſtärkeres und dichteres Gebüſch hatte den Rollenden endlih aufgehalten; denn von dort aus führte die Fährte wieder zum Hauptwege empor. Einige Kreuzſhmerzen mochte das gute Tier wohl davongetragen haben, ernſtlichen Schaden aber hatte es nicht erlitten. Sanderſon ſah in Jndien einen ſeiner beladenen Laſtelefanten an einem Steilhange dadur< abſtürzen, daß unter deſſen Füßen ein Teil des Erdreiches von einem ſ{<hmalen Pfade niederbrah. Das Tier fiel zunächſt in die Tiefe und überrollte ſich dann vollſtändig fünfmal am Gehänge hinab, wobei es natürlich das ganze Gepä> verlor; dennoch erlitt es feinen beſonderen Schaden, erholte ſih ſ{<nell von ſeinem großen Schre>en und wax nach einigen Wochen wieder wohlauf.

Der alte Glaube, daß der Elefant ſi< niht niederlegen könne, wird von jedem, den wir in Tierſchaubuden ſehen, aufs gründlichſte widerlegt. Allerdings ſ{hläft unſer Rieſe niht immer im Liegen, ſondern oft au<h im Stehen; wenn er es ſih aber bequem machen will, läßt er ſi< mit derſelben Leichtigkeit, mit welcher er ſih anderweitig bewegt, nieder oder erhebt ſi< vom Lager. Nicht minder leiht {<wimmt der ungeſchlahte Geſell, er wirft ſi< daher mit wahrer Luſt in das Waſſer und verſenkt ſih nach Belieben in deſſen Tiefe. Falls es ihm gefällt, ſchwimmt er über breite und reißende Ströme, lagert ſih wohl auch einmal förmli< unter Waſſer, wobei er dann einzig und allein die Spiße ſeines Rüſſels über die Oberfläche emporſtre>t. Mütter pflegen beim Kreuzen von Gewäſſern ihre ganz fleinen Jungen mit dem Rüſſel zu unterſtüßen; ſind hingegen die Kälber ſchon ſtraffer, ſo ‘beſteigen ſie, wie Sanderſon aus Jndien berichtet, im Waſſer auh oft den Nüen der Alten und laſſen ſi< ſo von Ufer zu Ufer. befördern. Erwachſene ſhwimmen vielleicht beſſer als irgend ein anderes Landſäugetier; 79 gezähmte Elefanten, die unſer Gewähr3mann nah einem anderen Landesteile ſchi>te hatten den vielteiligen Lauf des unteren Ganges zu kreuzen: einmal ſ{<wammen ſie volle 6 Stunden, ohne Grund zu berühren, hielten dann kurze Raſt auf einer Sandbank und ſ{<hwammen dann abermals ununterbrochen 3 Stunden. Dabei ging kein einziger verloren, nicht einer blieb ermattet zurück.

Der Rüſſel iſt für den Elefanten ein vorzügliches, mannigfaltiger Verwendung fähiges Werkzeug, das freili<h am ſeltenſten oder überhaupt gax nicht in der Weiſe benußt wird, wie man es oft abgebildet ſieht: z. B. beim Angriffe zum Erfaſſen des Gegners, oder beim