Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 537

BVirkhuhn: Balz. Kämpfe. Fortpflanzung. Balzjagd. 495

ferner daß die Begattung erſt in den ſpäteren Morgenſtunden ſtattfinde, kann ih niht anerkennen, da ih zu oft geſehen habe, daß Hennen am frühen Morgen, oft noh in der Morgendämmerung vom Hahne getreten wurden, vielfach ſogar Zeuge war, daß der Hahn während des Kollerns auf die Henne ſtieg und nah dem Treten weiter follerte. Dies gez ſhah an einem Morgen niht nur einmal, ſondern oft. Daß die Hähne auch im Laufe des Vormittags die Hühner treten, iſt richtig, niht wahr aber, daß dies aus\<hließli< zu dieſer Zeit geſchehe.“ |

Mitte Mai macht die Birkhenne Anſtalt zum Brüten. Jhr Neſt iſt ebenfalls nur eine “ſeicht au2geſcharrte, höchſtens mit etwas Geniſt belegte Vertiefung in einer möglichſt geſchüßten Stelle zwiſchen hohen Gräſern, unter kleinen Büſchen 2c. Das Gelege enthält 7—10, bisweilen wohl auh 12 Eier von etwa 49 mm Längs- und 35 mm Querdurhmeſſer, die auf graugelbem, blaßgrauem oder rötlihgelbem Grunde mit dunkelgelben, roſtoder ölbraunen und grauen Fle>en und Punkten dicht beſtreut ſind. Die Henne brütet zwar nicht ſo eifrig wie die Auerhenne, aber do< immer noch mit warmer Hingabe, auh ebenſolange, verſucht, nahende Feinde durch Verſtellungskünſte vom Neſte abzulo>en, und widmet ſi im günſtigſten Falle der Aufzucht ihrer Kinder mit der innigſten Zärtlichkeit. Das Jugendleben der Küchlein iſt ungefähr dasſelbe, und auch der Kleiderweſel der Jungen geht faſt in gleicher Weiſe wie beim Auerhuhne vor ſich. Die Küchlein wiſſen ſih vom erſten Tage ihres Lebens an geſchi>t zu verbergen, lernen bald flattern und ſind ſhon nach einigen Wochen im ſtande, den Alten überall hin zu folgen. Demungeachtet haben ſie noch viele Gefahren auszuſtehen, bevor ihr Wachstum vollendet iſt. Der Hahn kümmert ſi weder um das Ausbrüten no< um die Führung der Jungen.

Die Birkhuhnjagd wird von allerlei Naubgezüchte und auch allerorten von den Menſchen eifrig betrieben. Jn Deutſchland erlegt man die alten Hähne während der Balz und die jüngeren im Spätherbſte beim Treiben. Auf den Hochgebirgen und in den nördlihen Ländern ſtellt man ihnen, wie dem Auerwilde, mit Ausnahme der Brutzeit, während des ganzen Jahres nah. Die anziehendſte Jagd bleibt unter allen Umſtänden die während der Balz, ſchon deshalb, weil um dieſe Zeit der Weidmann, auh wenn er nicht glü>lih wax, dur das wundervolle Schauſpiel, das er genießt, genugſam entſchädigt wird. Der Jäger lauert auf ſolchen Waldpläßen und Mooren, wo Birkhähne zu balzen pflegen, von 1 Uhr des Morgens an in einer aus Reiſern zuſammengebauten Schießhütte auf die ſih einſtellenden Birkhähne, bis ſi< einer von ihnen ſ{hußre<t naht. Der Knall verſcheucht die Geſellſchaft; der Schütze aber bleibt ruhig in ſeiner Hütte ſizen. Nach einiger Zeit beginnt ein Birkhahn wieder zu tollern, ein anderer ſtimmt ein, ein dritter läßt ſih ebenfalls vernehmen, eine Henne lo>t dazu, das Kollern auf den Bäumen wird lebhafter, und nah Verlauf von etwa einer Stunde erdreiſtet fih endlih wieder einer, zum Boden herabzufkommen, beginnt zu blaſen, gibt damit den Anweſenden das Zeichen, daß der Tanz von neuem beginnen kann, und bald iſt der Plan wiederum mit den Tänzern bede>t. Ein zweiter Hahn wird geſchoſſen; das alte Spiel erfolgt wie vorher, und wenn der Fäger Glü> hat, kann er ihrer drei und vier an einem Morgen erlegen. Geübte Jäger ziehen das ſchwierigere, aber wohl auh weidgerehtere Anſchleichen dem Sißen in der Hütte vor, oder lo>en die verliebten Hähne durch Nachahmung des Blaſens oder durc den Laut der Hennen herbei oder bethören die Jungen dadurch, daß ſie den Nuf der Mutter hören laſſen; furz, es werden die allerverſchiedenartigſten JZagdweiſen in Anwendung gebracht. Jn ganz Rußland und Sibirien betreibt man mit beſonderer Vorliebe die Jagd mit der Puppe (Bulvan). Hierunter verſteht man einen ausgeſtopften oder aus Werg und Tuch oder Holz trefflich nachgebildeten Birkhahn, der im Spätherbſte als Lockvogel benutzt wird. Zu dieſem Zwe>ke begibt man ſi< vor Tagesanbruch in den Wald und ſtellt nun mit Hilfe einer Stange die