Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 540
498 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.
ſchreibt Wurm, „je nah ihrem Blutsanteile von der einen oder anderen Art, untereinander ungemein abändern, ſelbſt, wie Kronprinz Erzherzog Rudolf feſtgeſtellt hat, im Gerippe, in der Anzahl der Wirbel, und, unter ſih höchſt wahrſcheinlih unfruchtbar, allmählih wieder ſpurlos in der Hauptart aufgehen, mit welcher ſie ſich fortpaarten, ſo iſt ein ſicheres Erkennen namentlih der Ra>elhennen wichtig. Dieſes ergibt am ſicherſten die Betrachtung des etwas ausgebreiteten und erhobenen Stoßes von unten. Beim Auerwilde iſt dieſer abgerundet, und der Unterſtoß bede>t nur zur Hälfte den Oberſtoß, beim Birkwilde iſt erſterer eingeſchnitten, und letzterer reicht ſogar noh 1 em über jenen hervor; beim Rakelwilde dagegen erſcheint die Stoßform nahezu viere>ig, und der Unterſtoß bede>t ihn zu zwei Drittel. Der Purpurviolettglanz des Bruſtſchildes ändert ab von blau bis grün, und der Übergang begreift ſih, da mikrochemiſche Unterſuhungen ergeben haben, daß die Bruſtſchilde aller Waldhühner männlichen wie weiblichen Geſchlechtes zimtgelben bis roſtbraunen Farbſtoff enthalten, der beim männlichen Geſchlechte reichlicher als beim weiblichen abgelagert iſt, und daß bei erſterem den feineren Federäſten ein lihtbrehend wirkender Überzug zuwächſt, der das metalliſhe Grün beim Auerhahn, Blau beim Birkhahn oder Violett beim Ra>elhahn vermöge jeweiliger geringer Abweichungen ſeiner Anordnung als bloße optiſche Farben auftreten läßt.“ | |
Das Ratelhuhn iſ überall gefunden worden, wo Auer- und Virkwild nebeneinander lebt: in Deutſchland, in der Schweiz, vornehmlich aber in Skandinavien. Hier werden, laut Nilſſon, alljährlich derartige Baſtarde erlegt oder gefangen. Am häufigſten hat man ſie in dem nördlichen Teile von Wermeland beobachtet; auh in Norwegen können ſie niht ſelten ſein, da, laut Collett, allwinterlih einige auf den Wildmarkt zu Chriſtiania gebraht werden. Jn Schottland traten bald nah Einführung des norwegiſchen Auerwildes zahlreiche Na>elhühner in den Birkwildrevieren auf; ſie verminderten ſih aber und verſ{<wanden förmlih mit der Zunahme des Auerwildes, bei welchem ſi<h endlich das rihtige Verhältnis der Geſchlechter zu einander herausgebildet hatte. Der Ra>elhahn hat keine beſonderen Balzpläße, ſondern findet ſich auf denen des Birkhahnes, ſeltener auf denen des Auerhahnes, ein, regelmäßig zum Ärger der balzenden Hähne und der Jäger; denn im Bewußtſein ſeiner Stärke geht er mit allen Birkhähnen Kämpfe ein, jagt ſie auseinander und treibt ſie ſhließlih in die Flucht, ſtört mindeſtens empfindlih das gewöhnliche Zuſammenleben der balzenden Hähne. Die Laute, die er beim Balzen ausſtößt, beſtehen in einem röchelnden und grobgurgelnden „Farr farr farr“, das etwas mehr Ähnlichkeit mit dem Balzen des Birkhahnes als mit dem des Auerhahnes hat. Er \ſ<hleift aber weder, noch thut er einen Hauptſchlag wie der Auerhahn, ſondern bläſt gegen das Ende des Balzens hin wie der Birkhahn, nur weit ſtärker. Kein einziger Beobachter will geſehen haben, daß er nah dem Balzen die Birkhennen betritt; dieſe Behauptung hat indeſſen wenig zu bedeuten, da man auch von der Begattung des Auer- und Birkwildes nur in Ausnahmefällen Zeuge wird und das vereinzelte Vorkommen des Raelhahnes die Beobahtung noh beſonders erſchwert.
Über ſein Freileben danke ih dem Kronprinzen Rudolf von Öſterreich, der das Glück hatte, im April 1877 in Böhmen einen dieſer Baſtarde zu erlegen, bemerten8werte Mitteilungen. Eingeladen von dem Fagdherrn, dieſen Raelhahn abzuſchießen, wurde der hohe Herr von den betreffenden Jagdbeamten zu einem Balzplaze von Birkwild geleitet, auf welchem der Ratelhahn die einſtiebenden Birkhähne ſtets zu überfallen und nach kurzem Kampfe zu vertreiben pflegte. „Als ih mich dem Waldrande näherte und auf ein fleines, vom offenen Felde nur dur ein Wäldchen geſchiedenes Feld gelangt war“, erzählt der Kronprinz, „begegnete ih einem Jäger, der mir ſagte, daß er ſoeben den Ratelhahn am anderen Ende dieſes Feldes am Waldſaume entde>t habe. Jh bli>te hin und ſah wirt lich die Geſtalt eines großen Vogels, deſſen dunkles Gefieder ſih deutlich vom hell beleuchteten