Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 542

500 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſjanvögel.

worden. Die Jäger behaupteten, au eine große Birkhenne, die ſie als Raelhenne anſprachen, geſehen zu haben, verſicherten aber, daß dieſe ſi< nur in den Nachbarrevieren aufhalte. Beachtenswert iſt, daß in allen dieſen und auh in den nächſten angrenzenden Maldungen gar kein Auerwild ſi aufzuhalten pflegt, und daß erſt ziemlich weit davon, etwa 2 Stunden zu fahren, die Grenze des Verbreitungsgebietes des Auerwildes beginnt. Einige der Jäger behaupteten zwar, daß 1 oder 2 vereinzelte Auerhennen ohne Hahn in dieſen Wäldern vorkämen; andere hingegen ſtellten dieſe Angabe als unbegründet dar.“

Über das Gefangenleben hat Nilſſon berichtet. „Jh habe“, ſagte er, „nacheinander drei Racelhähne im Käfige gehalten und einen von ihnen 5 Fahre lang beobachtet. Jm allgemeinen iſt der Vogel mehr träge als lebhaft und ſigt faſt den ganzen Tag über in ruhender Stellung, mit etwas aufgeſträubten Federn, niederhängendem Schwanze und geſ<loſſenen Augen auf ſeiner Stange. Außer der Frühlingszeit hört man faſt nie einen Laut von ihm. Auch nachdem er 5 Jahre im Gebauer zugebracht hatte, war er noh wild und ſchüchtern; demjenigen, welcher ſi<h dem Käfige näherte, wih er fur<tſam aus. Dagegen zeigte er ſih gegen kleinere Tiere und Vögel, die zu ſeinem Behälter famen oder von ſeinem Futter zu freſſen ſuchten, zornig und wütend, am meiſten gegen den Frühling hin. Ex .ra>elte‘ dann au< mit einem grunzenden und knurrenden Laute, ſperrte dabei den Schnabel weit auf und bedrohte jeden, welcher ſh ihm näherte. Ende März oder Anfang April, je nachdem das Frühlingswetter früher oder ſpäter eintrat, begann er zu balzen. Während der Balz ging er nun auch auf ſeiner Stange oder auf dem Boden des Gebauers hin und her, erhob den Schwanz und breitete ihn fächerförmig aus, ließ die Flügel ſinken, ſträubte die Halsfedern und richtete den weit geöffneten Schnabel nach oben. Die erſten Laute flangen tiefer als die legten, die in beſonderer Aufregung höher und heftiger ausgeſtoßen, aber doh kaum in einer Entfernung von 150 Schritt vernommen wurden. Jm ganzen beſtand ſein Balzen aus grunzenden, raſſelnden oder fnarrenden Lauten, die er gleichſam hervorkrächzte. Jn demſelben Garten mit ihm, jedo< in einem anderen Käfige, balzte ein Birkhahn, und man hatte ſomit Gelegenheit, beide zu vergleichen. Der Birk: hahn erſchien als ein Tonkünſtler, der eine anmutige Schäferweiſe mit Leichtigkeit und einem gewiſſen Wohlbehagen vorträgt; der Na>elhahn dagegen gebärdete ſih bei ſeinem Singen höchſt wunderlich, und es koſtete ihm ſichtli<h Mühe, ſein rauhes Lied hervorzubringen; Denno< war in dieſem ein gewiſſer Takt und Tonfall nicht zu verkennen. Er balzte den ganzen April hindur< und bis in den Mai hinein, aber nie zeitig des Morgens, ſondern bloß am Tage und bei ſhönem Wetter. Fm Herbſte hört man ihn zuweilen auch ein wenig ra>eln; während des übrigen Jahres war er ſtumm. Seine Nahrung beſtand in Preißel: und anderen Waldbeeren, ſolange ſolche zu haben waren; auh fraß er gern geſhnittene Äpfel, weißen Kohl und anderes Grünzeug nebſt Getreidekörnern.“ Jh ſelbſt erhielt im Zahre 1863 einen Rackelhahn, der in Schweden gefangen und bereits eingewöhnt worden war. Dieſer Vogel erinnerte in ſeinem Betragen viel mehr an den Auerhahn als an den Bixkhahn, bekundete namentlich die ernſte Würde, die erſteren auszeihnet. Von der Raufluſt, die erſterem nachgeſagt wird, zeigte er keine Spur; ein kampfluſtiger Birkhahn, der mit ihm in dasſelbe Gehege geſperrt wurde, maßte ſich im Gegenteile ſehr bald die Dberherrſchaft über ihn an und richtete ihn in einem Anfalle von Eiferſucht derartig zu, daß der arme Baſtard ſpäterhin, ſobald er ſeines Gegners anſichtig wurde, eiligſt einem buſchreichen Winkel zurannte, ſih hier unter Geſtrüpp ängſtlih verbarg, gewöhnlich platt auf den Boden niederdrü>te und niht mehr mu>ſte.

Neben dem Auer- und Birkhuhne lebt in den europäiſchen Waldungen noch ein drittes Mitglied der Gattung, das Haſel- oder Rotthuhn (Vetrao bonasiía, betulinus und