Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Brachſhwalbe. — Möwen: Allgemeines. 87

Shuſſe ſeines Doppelgewehres den einen Gatten des Paares und beobachtete, daß der andere nah dem Schuſſe augenbli>lih herbeigeſtürzt fam, ſih neben dem toten Gefährten niederſeßte, hier verweilte, bis das Gewehr wieder geladen worden war, und nun ebenfalls getötet werden konnte. Löbenſtein ſah, als er ſi einem Neſte mit Eiern näherte, daß einer der Alten mit hängenden Flügeln und ausgebreitetem Schwanze umherlief, zu verſchiedenen Malen ſih niederdrüd>te, wieder eine Stre>e lief und dies, unzweifelhaft in der Abſicht, den Jäger wegzuführen, oft nacheinander wiederholte. Ebenſo nimmt die Brahſchwalbe, laut Gonzenbach, in der Nähe des Neſtes äußerſt ſonderbare Stellungen an, indem ſie die Flügel wie Segel in die Höhe hebt oder wagere<ht ausbreitet, ſo daß die Spitzen die Erde berühren, ſi< auh wohl mit ausgebreiteten Flügeln flach auf den Boden legt und eine Zeitlang in der Stellung verweilt, gewiß nur, um dasſelbe zu erreichen, was ſie bezwe>t, wenn ſie davonhinkt. Erfahrungsmäßig macht ſie länger fortgeſebte Jagd bald ſehr ſcheu; in der Nähe ihres Niſtplaßzes aber vergißt ſie alle Vorſicht, und der Jäger, der mit dem Hunde einen ſolchen Play beſucht, geht nie vergeblich aus, weil ſie, wie Kiebiße, Seeſhwalben und Möwen, wütend auf den Vierfüßer hinabſtiht. Die Fungen ſind Neſtflüchter, die ſich, wenn dies not thut, in den erſten Tagen ihres Lebens durch Niederduen zu verbergen wiſſen, raſh heranwachſen und ſih bald alle Fähigkeiten ihrer Eltern erwerben.

Fn Ungarn und Rußland nimmt man den Brachſhwalben rüſi<tslos die Eier weg; in Griechenland verfolgt man auch die Alten des le>eren Fleiſches wegen, das zumal im Herbſte ſehr fett und dann höchſt ſ{hmad>haft iſt. Für den Käfig fängt man die prächtigen Vögel leider ſelten ein. Graf von der Mühle verſichert, daß ſih alt gefangene bei einem Erſaßfutter mit aufgeweihtem Milchbrote wohl befanden, mit allerlei anderem Strandgeflügel vertrugen und bald ſehr zahm wurden. Eine Brachſhwalbe, die Savi mehrere Monate hielt, verſhmähte kein Kerbtier, zog Maulwurfsgrillen jedem anderen Futter vor, nahm ſie aber nie aus dem Waſſer, ſondern immer nur vom tro>enen Boden weg oder aus der Hand des Pflegers und tötete ſie vor dem Verſchlingen durch Schlagen gegen den Boden. Später gewöhnte ſie ſi< an hartgeſottenes Ei und ſchien dieſes zuletzt faſt ebenſo gern zu freſſen wie Kerbtiere. Wenn ſie Hunger hatte, ſchrie ſie mit ſtarker, ſrillender Stimme, ſo oft ſi ihr jemand näherte, und bis ſie befriedigt wurde.

Alle Meere und die meiſten ſüßen Gewäſſer der Erde beherbergen Mitglieder der Familie der Möwen (Laridae), von welhen man ungefähr 150 Arten beſchrieben hat. Fhre gemeinſchaſtlihen Merkmale liegen in dem eher gedrungenen als ſchlanken Leibe, kurzen Halſe und mittelgroßen Kopfe, dem mäßig langen, ſeitlih mehr oder weniger zuſammengedrüten, ſharfſchneidigen, entweder gerade zugeſpizten oder oben gebogenen, unten winfelig vorſpringenden, ausnahmsweiſe au< ungleichkieferigen Schnabel, den ſ{hlißförmigen Naſenlöchern, den drei durh Shwimmhäute verbundenen Vorderzehen, den langen, ſpißigen Flügeln, dem mittellangen, entweder gerade abgeſchnittenen oder gegabelten, ausnahmsweiſe auch keilförmigen Schwanze und dem dichten, weichen, ſehr übereinſtimmend gefärbten Gefieder.

Als die vollkommenſten Flieger und Stoßtaucher der Familie ſehen wir die See\<walben (Sterninae) an, mittelgroße oder kleine, hlank gebaute Vögel mit kopflangem, hartem, geradem oder auf dem Oberfirſte ſanft gebogenem Schnabel, deſſen Unterkiefer ſich