Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

92 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

nie mehr. An Größe und in der Geſtalt kommen ſie denen zahmer Enten ungefähr gleich; ihr Längsdurhmeſſer beträgt durhſchnittlih etwa 66, der Querdurchmeſſer 45 mm; die Schale iſt glatt, aber glanzlos, die Grundfärbung ſ{hmußig gelblich oder bräunlihweiß, die Zeichnung beſteht aus aſhgrauen und ſ{<hwarzgrauen Punkten und Fle>en; Größe, Färbung und Zeichnung ändern vielfah ab. Erſt in der zweiten Hälfte des Mai fangen die Raubſeeſhwalben an zu legen. Man nimmt ihnen auf Sylt mehrmals die Eier und läßt ſie erſt 8—14 Tage vor Johanni brüten. Wenn man ſi dem Niſtplaze nähert, umfliegen einen beide Gatten mit gräßlihem Geſchrei, und das Männchen zeigt ſich dabei dreiſter als das Weibchen. Beim Legen oder Bebrüten der Eier hat eine wie die andere ihr Geſicht dem Waſſer zugekehrt. Sie brüten zwar mit vielen Unterbrechungen, ſißen jedo<h öfter über den Eiern als andere Gattungsverwandten; ſind ſie aber einmal aufgeſheucht, ſo dauert es lange, ehe ſi einzelne wieder auf ihre Eier niederlaſſen, da ſolche Störungen auf ſo ſcheue Vögel einen anhaltenderen Eindru> machen als auf andere. Die Jungen, die auf der Oberſeite mit gräulihſhwarz gefle>ten, auf der Unterſeite mit weißen Daunen bekleidet ſind, laufen bald aus dem Neſte und werden von den Alten mit kleinen Fiſchen groß gefüttert, auh die brütenden Weibchen vom Männchen oft mit dergleichen verſorgt.

Es iſt kaum anzunehmen, daß die Edelfalken auf Raubſeeſhwalben ſtoßen, weil dieſe, angegriffen, ſi< mit dem gewaltigen Schnabel wohl verteidigen, kräftig um ſih beißen und ſelbſt dem Jäger, der ſie verwundete, Achtung einzuflößen wiſſen. Der Menſch behelligt ſie niht, weil ‘es ihm nur um die wohlſhme>enden Eier zu thun iſt. Dieſe werden, wie bemerkt, anfangs regelre<t weggenommen und bilden für den Beſißer der Anſiedelung eine niht unbeträchtlihe Einnahmequelle. Für die Gefangenſchaft eignet ſich dieſe Seeſhwalbe nicht, weil ſie, der Fluggelegenheit beraubt, kümmert, auch nur ungern an tote Fiſche geht.

Trotz ihrer geringen Größe ſteht doh die Brandſeeſhwalbe oder der Haffpi>er (Sterna cantiaca, africana, columbina, sgandvicensÌis, canescens, acuflayida, stubberica und boyssgii, Thalasseus cantiacus, candicans, canescens und acuflavidus, Actochelidon cantiaca und acuflavida) den Raubſeeſ<walben an Raubtüchtigkeit kaum nach. Sie kennzeichnet ſi<h dur< geſtre>te Geſtalt mindeſtens kopflangen, ſehr geſtre>ten, merklih gebogenen Schnabel, kleine, mit ſtar ausgeſhnittenen Shwimmhäuten ausgerüſtete Füße, ſehr lange Flügel und tief gegabelten Schwanz. Oberkopf und Na>en ſind ſamtſhwarz, alle Oberteile hell ſilbergrau, Hals und Unterteile atlasweiß, <hwa<h roſig überhaut, die Shwingenſpißen tief aſhgrau, die lezten Armſchwingen und die Steuerfedern gräuli<hweiß. Fm Winterkleide iſt der Oberkopf weiß, ſhwarz geſtrichelt und die Unterſeite rein weiß. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſ<hwarz, an der Spißte gelb, _der Fuß ſ<hwarz. Die Länge beträgt 40, die Breite 94, die Fittihlänge 31, die Länge des tief gegabelten Schwanzes 17 cm.

Die nächſte Verwandte dieſer Art, die Mittelſeeſhwalbe (Sterna media, arabica, affinis, bengalensis und torresì, Thalasseus medius, affinis, bengalensis, maxuriensis und torresì, Sylochelidon affinis), die das Jndiſhe Weltmeer bewohnt, im Roten Meere häufig auftritt und an der italieniſchen Küſte vorgekommen ſein ſoll, unterſcheidet ſi hauptſächli<h dur< geringere Größe, minder tief gegabelten und kürzeren Schwanz ſowie den gelben Schnabel. Fhre Länge beträgt 38, die Breite 90, die Fittichlänge 30, die Shwanzlänge 12 em.

Die Brandſeeſhwalbe, ein e<ter Meervogel, der die Küſte kaum verläßt und höchſtens no< Strandſeen, kaum aber Binnenmeere beſucht, verbreitet ſi<h über Mittel- und