Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

78 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer,

Größe denen der Brachſchwalbe. FJhr Längendurchmeſſer beträgt etwa 29, ihr Querdurhmeſſer 23 mm; ihre Färbung iſt ein rötliches Sandgelb, die Zeichnung ein helleres und tieferes Notgrau, die Oberzeichnung ein lebhaftes Kaſtanienbraun, das mit dem Grau Fle>en, Punkte, Striche und Wurmlinien bildet und die Oberfläche ziemlich gleihmäßig bede>t. Die bräunlichgelb und ſhwarz getigerten Jungen, die nah von Heuglins Beobachtungen ſehr gut laufen und ſih geſhi>t zwiſchen Steinen und in Vertiefungen niederdrücen, erhalten mit dem Flüggewerden das Kleid ihrer Eltern; wenigſtens erinnere ih mich niht, jemals abweichend gefärbte Stücke geſehen zu haben. Über Gefangenhaltung des Krokodilwächters kenne ih keinen Bericht.

Unter dem kleinen Strandgewimmel/ das die Küſte des Meeres belebt bemerkt man hier und da auch einen ſchön gezeichneten, äußerſt lebendigen Vogel, der ſi von den übrigen nicht bloß durc ſeine Geſtalt, ſondern in mancher Hinſicht auch dur ſein Betragen auszeichnet. Man hat dieſen Vogel, den Steinwälzer, ſo ziemlih auf der ganzen Erde gefunden, an den Küſten Fslands und Skandinaviens wie an denen Griechenlands, Süditaliens und Spaniens, in Auſtralien wie in Mittelamerika und Braſilien, in Ägypten wie im Kaplande, in China wie in Fndien, überall aber vorzugsweiſe am Meere und nur während der Zugzeit, jedo<h immer ſehr einzeln, an Binnengewäſſern. Er iſt alſo Weltbürger in des Wortes eigentlicher Bedeutung.

Der Steinwälzer, Steindreher, Dolmetſcher 2c. (Arenaria interpres und cinerea, Slrepsílas interpres, collaris, borealis, littoralis und minor, Tringa interpres, morinella, hudsonica und oahuensis, Morinella collaris, Cinclus interpres und morinella, Charadrius cinclus), iſt Vertreter einer beſonderen Gattung (Arenaria). Der Leib iſt kräftig, der Kopf verhältnismäßig groß und hocſtirnig, der Schnabel kürzer als der Kopf, kegelförmig, ein wenig und ſanft aufwärts gebogen, auf dem Firſte abgeplattet und durchgehends hart, das Bein verhältnismäßig niedrig, aber kräftig, der Fuß vierzehig, der Flügel lang und ſpißig, in ihm die erſte Schwinge die längſte, das Oberarmgefieder bedeutend verlängert, der zwölffederige Schwanz faum mittellang, ſanft abgerundet, das Gefieder ziemlih reih, jedo< knapp anliegend, dur< lebhafte Färbung ausgezeihnet. Beim alten Vogel im Sommerkleide ſind Stirn, Wangen, ein breites Halsband im Na>en, Unterrü>ken, Kehle und Unterde>federn der Flügel ſowie ein Streifen über dem Flügel rein weiß, ein Streifen, der auf der Stirn beginnt, neben dem Auge vorüber und am Halſe herabläufſt, der Vorderhals, die Seiten des Halſes und der Bruſt ſ<warz, die Federn des Mantels ſhwarz und rot gefle>t, die des Scheitels weiß und [hwarz in die Länge geſtreift, die Flügelde>federn kaſtanienbraunrot, ſhwarz gefle>t; der Bürzel zeigt eine breite braune Binde; die Shwingen ſind {wärzli<, die Steuerfedern an der Wurzel und an der Spibe weiß, gegen das Ende hin von einer breiten {warzen Binde durchzogen. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſ{<hwarz, der Fuß orangegelb. Die Länge beträgt 24, die Breite 48, die Fittihlänge 15, die Shwanzlänge 6 em. Jm Herbſte und Winter wird das Kleid durch die breiten Federränder unſcheinbar. Bei den Fungen iſt der Oberkörper ſ<hwärzli<h graubraun, roſt- und o>ergelb, der Vorderkörper grauſhwarz.

Man daxf annehmen, daß der Steinwälzer hauptſähli<h den Meeresküſten entlang zieht und deshalb ſo ſelten das Jnnere des Landes beſucht. Jm Norden wie im Süden unſeres heimatlichen Erdteiles kann man beobachten, daß ſein Zug ebenſo regelmäßig geſchieht wie bei anderen Strandvögeln. Fn Skandinavien, auf Fsland und in Grönland erſcheinen die erſten Steinwälzer von den leßten Tagen des April an bis zur Mitte des Mai und verlaſſen dieſe Gegend ſhon Ende Auguſt wieder. Zur ſelben Zeit gewahrt man