Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Steinwälzer: Verbreitung. Aufenthalt. Lebensweiſe. 79

die erſten bereits an der Küſte des Mittelmeeres und zwar an der nördlichen ebenſogut wie an der ſüdlichen. Jn der Sommerherberge lebt der Vogel paarweiſe und nur um die Zugzeit in kleineren Geſellſchaften; in der Winterherberge vereinigt er ſich zwar hauptſählih mit den kleinen Strandläufern, bildet aber doh auh ſelbſtändige Flüge, die bis zu bedeutender Anzahl anwachſen fönnen. Leßtere entfernen ſih nur dann von der eigentlichen Küſte des Meeres, wenn in deren Nähe ein Salzwaſſerſee liegt.

Schönheit des Gefieders, Lebhaftigkeit, Munterkeit und leihte Bewegung zeihnen den Steinwälzer aus. Eigentlich ruhig ſieht man ihn ſelten; höchſtens in den Mittagsſtunden

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* Steinwälzer (Arenaria interpres). "2 natürl. Größe.

verträumt er ein paar Minuten, ſtill auf einer Stelle ſißend. Während der übrigen Zeit des Tages iſt er in ſteter Bewegung, vom Morgen bis na<h Sonnenuntergang, oft auh noh des Nachts. Er geht trippelnd, wenn er Nahrung ſucht, ziemlih langſam, vermag aber rennend ungemein raſh weite Stre>en zu durhmeſſen, obgleih er die Gewohnheit hat, ein Stü> ſ<hußweiſe fortzulaufen, dann auf irgend einer kleinen Erhöhung eine Zeitlang ſtillzuhalten und von neuem wegzuſchießen. Jm Fluge bekundet er die Meiſterſchaft ſeiner Verwandten, verſteht pfeilſchnell dahinzufliegen, gewandt zu ſhwenken und zu wenden und bewegt ſich diht über der Erde fort ebenſo ſicher wie in höheren Luſtſchichten. Seine Stimme mag als ein gellendes, ſhneidendes Pfeifen bezeichnet werden; denn ſie beſteht nur aus einem Laute, den man durch die Silbe „kie“ etwa wiedergeben kann. Dieſer eine Laut wird bald länger gedehnt, bald ſchnell nacheinander hervorgeſtoßen, ſo daß er ſehr verſchieden in das Ohr des Beobachters fällt. Am Meeresſtrande gehört der Steinwälzer