Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 301

Aland. Orfe. Häsling. 263

Dex Aland findet ſi in allen mittleren und größeren Seen Europas und Nordweſtaſiens, die Orfe als Zuchtfiſh in mehreren Flüßhen, Bächen und Teichen, ſo in dem Parkſee des Luſtſhloſſes Laxenburg bei Wien, im Weiher des botaniſhen Gartens zu Sena, in der Regniß, Pegniß, Rednib, der Wörniß und einigen Weihern der Umgegend von Dinkelsbühl in Mittelfranken, außerdem noh hier und da am Rhein und Main. Sener ſoll, nah Ekſtröm, au<h im Meere, beiſpiel8weiſe zwiſchen den Schären Norwegens, leben und hier ebenſo gemein ſein wie in den flaren Flüſſen und Seen Skandinaviens. Reines, kaltes und tiefes Waſſer ſcheint zu ſeinen Lebensbedingungen zu gehören. Selten kommt er an das ſeichte Ufer, abends nur an die ruhige Waſſerfläche. Während des Winters hält er ſi<h auf tiefen Stellen der Gewäſſer auf. Seine Nahrung beſteht aus Gewürm und Kerbtieren, vielleiht auh aus kleinen Fiſchen; ein Raubfiſch wie der Schied iſt er aber niht. Gegen Anfang Mai kommt bei den Männgthen der Hautausſ<lag zum Vorſchein; bald darauf ſteigt der Aland aus den Seen in den einmündenden oder durchgehenden Flüſſen auf und ſucht ſi hier ſandige oder an Waſſerpflanzen reiche Stellen zum Laihhen aus. Jn günſtigen Frühjahren geſchieht dies früher, im April, zuweilen ſelbſt im März, unter maßgebenden Umſtänden auch ſpäter, im Funi, Juli, ſogar im Auguſt. Während dieſer Zeit betreibt man ſeinen Fang mit Nes und Angel. Zum Köder für lettere wählt man Heuſhhre>en, Miſtkäfer oder kleine Fiſchchen. Das Fleiſch gilt für ſhma>haft und wird troß der vielen Gräten gern gegeſſen. Auch die Orfe wird hier und da für die Küche, laut Jäel, häufiger aber als „Karpfenwähter“ benußt, da ſie gern in den oberen Schichten des Waſſers umherſtreiht, deshalb eher als der Karpfen den über dem Weiher ſ{hwebenden Flußadler ſieht und dur rehtzeitiges Tiefgehen jenen ſchre>t und warnt. Neuerdings verwertet man ſie au<h nah Art des Goldfiſhes, um Weiher und Springbrunnenbe>en zu {hmüd>en. Von Dinkelsbühl aus wird ein ziemlich lebhafter Handel mit ihr getrieben und ſie unter dem Namen „falſher Goldfiſh“ oder „Goldnerfling“ auf weithin verſendet.

Kaum minder häufig und wohl no< mehr verbreitet iſt der ihm verwandte kleinere Häsling, Heßling, Häſel, Haſel, Nösling, Faſen, Shmerling, Angelfiſh, Schnutt, Kraining, Märzling, Urban 2c. (Leuciscus leuciscus, vulgaris, argenteus, rodens, majalis, jaculus, lancastriensis und burdigalensis, Squalius leuciscus, lepusculus, rodens, rostratus, chalybaeus, bearnensis und burdigalensis, Cyprinus lenuciscus, simus und lancastriensis), unterſchieden dur ſeitlich etwas zuſammengedrüdten Kopf und Leib, unterſtändiges, enges Maul, Bildung der Shuppen und Färbung. Auf dem Rücken herrſcht ein oft metalliſh glänzendes Shwarzblau vor; die Seiten und der Bauch erſcheinen bald gelblich, bald weißglänzend ; die paarigen Floſſen zeigen eine blaßgelbe oder orangenrote, Rü>en- und Shwanzfloſſe eine dunkle Färbung. Jn der Rüenfloſſe ſtehen 3 und 7, in der Bruſtfloſſe 1 und 16—17, in der Bauchſloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8—9, in der Shwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge überſteigt wohl nur in ſeltenen Fällen 25 cm.

Das Verbreitungsgebiet des Häslings exſtre>t ſi< über die verſchiedenen Flußgebiete Mitteleuropas, einſhließli<h Großbritanniens, woſelbſt ex, laut Yarrell, niht ſelten gefunden wird; au< in Südfrankreich und Ftalien ſoll er vorkommen. Er macht, wie ſein Verwandter, zwiſchen fließenden und ſtehenden Süßgewäſſern keinen Unterſchied, wählt ſih die tieferen, ruhigeren Stellen zu ſeinem Aufenthalte, nährt ſi<h von Würmern und Kerbtieren, jagt namentlih allen auf der Oberfläche des Waſſers ſhwimmenden Fliegen und anderen verunglückten Kerfen eifrig nach, beißt auh faſt mit derſelben Gier wie die Forelle nah ihnen. Seine Laichzeit, die ſih bei den Milchnern dur<h häutigen Ausſchlag