Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 303
Häsling. Strömer. Elrigte. 265
Der Strömer, ein dem ganzen Alpengebiete angehöriger, namentlih in Ftalien und der Schweiz häufig auftretender Fiſch, iſt in Deutſchland bisher nur in verſchiedenen oberen Zuflüſſen des Rheins und der Donau, insbeſondere im Ne>ax, Jun und Lech, in der Fſar, Dller, Amper, Würm ſowie in mehreren Seen gefunden, in anderen Zuflüſſen unſerer beiden Hauptſiröme bisher aber vielleicht überſehen worden, ſcheint dagegen in den übrigen Stromgebieten unſeres Vaterlandes niht vorzukommen. Über die Lebensweiſe fehlt zur Zeit noh jeglihe Kunde, wie der Strömer überhaupt zu den am wenigſten gekannten Fiſchen unſeres Vaterlandes zählt.
Zu den kleinſten Karpfen unſerer Süßgewäſſer gehören die Pfrillen, kräftig gebaute, rundleibige, ſtumpſſhnauzige, kÉleinmündige und kleinſhuppige Fiſche, mit kurzer Nückenund Afterfloſſe, deren erſtere ſenkre<t hinter den Bauchfloſſen beginnt, ſowie mit doppelreihigen Schlundzähnen, deren Kronen ſeitlih zuſammengedrü>t und an der Spige hakenförmig umgebogen ſind.
Die Gruppe wird vertreten durch eine allerwärts verbreitete, vielnamige Art. „Zu merd>en iſt, daß die Bambelein mit mancherley Namen genennet werden na< Art und Brauch jegliches Lands. Dann umb Straßburg werden ſie Milling, Mülling, Orlen, Erling, Hägener, und die aller kleinſten Brechling genandt, auh ein ander Geſchlecht ſo kleiner und bitterer ſind, Riemling. — Die glatten Bambelein werden Butt, Bott, Baut, Binßbaut genannt. — Die Meißner und Sathſen nennen ſie Elderißt, Elrig, Eldrich; in Beyern werden ſie Pfal, Ofrylls genannt.“ Fügen wir dieſen {hon unſerem Gesner bekannten Bezeihnungen no<h Pfell, Pfrul, Haber- oder Haberl-, Hunderttauſend und Sonnenfiſ<l, Seidlfiſh, Zankerl, Grümpel, Grimpel, Rümpqchen, Gievchen, Maigänschen, Zorſcheli, Riedling, Piere, Maipiere, Lennepiere, Pierling, Spirling, Erxlkreß, Ellerling, Elring und Wettling hinzu, ſo haben wir wenigſtens die deutſchen Namen unſerer Elriße (Leuciscus phoxinus, Phoxinus laeyis, aphya, chrysoprasiíus, belonii und marsilii, Cyprinus phoxinus, aphya, riyularis und morella; Abbildung S. 264) aufgeführt. Ein derartiger Namenreichtum iſt ſtets ein Beweis für die Volkstümlichkeit oder, was dasſelbe ſagen will, genaue Bekanntſchaft und allgemeine Verbreitung eines Tieres. Die Elrize verdient dieſe Volkstümlichkeit; denn ſie iſt wirkli einer unſerer ausgezeihnetſten und anziehendſten Fiſche. Jhre Färbung wechſelt außerordentlich. Der Grundton des Nüens erſcheint bald ölgrün, bald ſ<mußtig grau und wird durch kleine dunkle Fle>en mehr oder weniger getrübt, zuweilen, wenn die Fle>en ſehr dicht zuſammengetreten, förmlich gezeihnet, ſo daß ſih längs der Mittellinie des Rückens ein \<warzer, vom Rüden bis zur Schwanzfloſſe verlaufender, manchmal aus einer Längsreihe von Fle>en beſtehender Streifen bemerklih macht; die grüngelben Seiten haben ſtark metalliſchen Glanz; das Maul iſt an den Winkeln karminrot, die Kehle ſhwarz, die Bruſt ſcharlachhrot; außerdem bemerkt man einen goldglänzenden Längsſtreifen, der hinter den Augen beginnt, zu beiden Seiten des Rückens verläuft und ſih bis zur Shwanzwurxzel erſtre>t; die Floſſen haben blaßgelbe Grundfärbung, die jedo< auf Nücken-, After- und Schwanzfloſſe durch dunfle Farbſtoffanhäufung verdüſtert wird und auf den paarigen Floſſen und ausnahmsweiſe auh auf der Afterfloſſe in glänzendes Purpurrot übergehen kann. Nach von Siebold iſt dieſe Farbenpracht niht von der Laichzeit abhängig, ſondern kommt mitten im Winter bei männlichen wie bei weiblichen Stücken zum Vorſchein, wogegen ſich gegen die Laichzeit hin bei beiden Geſhlechtern ein Hautausſchlag in Geſtalt von ſpißigen Höckern auf der Oberfläche des Scheitels ausbreitet und ſämtliche Schuppen an ihrem Hinterrande mit dichtgedrängten, einen Saum bildenden Körnchen bede>en. Die Rückenfloſſe ſpannen