Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 452

412 Fünfte Drdnung: Büſchelkiemer; zweite Familie: Seenadeln.

bewirkt. Da man neuerdings Seenadeln häufig in Gefangenſchaft hält, kann man dieſe Art der Bewegung leiht beobachten, und es wird einem dann ſehr bald klar, daß Bruſiund Schwanzfloſſe nux zur Regelung des einzuſhlagenden Weges benußt werden. So mangelhaft nun auh die Bewegung8wertzeuge zu ſein ſcheinen, ſo geſtatten ſie den Fiſchchen doh jede von ihnen erſtrebte Drtsveränderung, und ſo erklärt es ſih, daß man ſie zuweilen auh weit vom Ufer in tieferem Waſſer antrifft. Die Nahrung beſteht aus allerlei Kleingetier, jungen, dünnſchaligen Krebſen, kleinen Weichtierhen, Würmern und dergleichen, jedenfalls aber nur in ſehr ſhwachen Geſchöpfen, weshalb denn auch künſtlihe Ernährung dieſer Fiſchchen ſo gut wie unmöglih wird.

Dieſe Seenadel war es, bei welher E>ſtröm die Art und Weiſe der Fortpflanzung entde>te. Das Männchen beſißt eine am Shwanze beginnende und längs des Schwanzes bis zu zwei Drittel der Länge fortlaufende dreie>ige Furche mit etwas ausgebogenen Seitenwänden, die durh zwei der Länge nah aneinander liegende dünne Klappen ver\hloſſen werden, indem die Ränder ſih genau aneinander legen. Fm Herbſte und Winter ſind die Klappen dünn und in die Furche zuſammengefallen; im April aber, wenn die Laichzeit herannaht, ſhwellen ſie an, und die Furche füllt ſi< mit Schleim. Gegen den Mai hin legt das Weibchen ſeine Eier in dieſe Furche ab, ſ{<hnurenartig eins neben das andere; die Ränder ſchließen ſih, und die Keimlinge verweilen nun bis gegen Ende Juli in der Furche, ſollen auh bei Gefahr wiederum in ſie aufgenommen werden. Höchſt eigentümlih iſt, daß es viel weniger Männchen als Weibchen gibt, während bei den übrigen Fiſchen, wie bei den übrigen Wirbeltieren überhaupt, das Gegenteil ſtattzufinden pflegt. Nach Walcotts Beobachtungen iſt die Seenadel ſchon bei einer Länge zwiſchen 10 und 12 ecm fortpflanzungsfähig.

„Dieſer fiſche ihr fleiſh, wie ih es offt erfahren hab“, ſagt Ge8ner, „iſt ein hart und feſt fleiſh, hat niht viel Saffts, ganß gut, lieblih und anmuthig zu eſſen, auff was Art ex auh immer zubereitet werde. An etlichen Orten werden ſie auth eingeſalßen, und roh auß dem Salt geſſen, wie andere kleine Meer-fiſh.“ F< weiß niht, ob dieſe Angaben begründet ſind, habe wenigſtens von einem Fange dieſer für den Gaumen ſo wenig verſprechenden Fiſche neuerdings nichts gehört.

ES

„Die groſſe Wunderwer> Gottes und Geſchi>klichkeit der Natur, erzeigen ſi< in viel wunderbarlichen Geſchöpffen, inſonderheit in dieſem gegenwärtigem Meerthier oder Fiſch, welcher mit Kopf, Halß, Maul, Bruſt, Halßhaar, ſo an den ſhwimmenden allein geſehen wird, ſih< gänblih einem jrrdiſhen Pferdt vergleichet, außgenommen der Hindertheil oder Schwanz, ſo eine andere Geſtalt hat ……. Etliche Qua>ſalber zeigen ſolche Thier an ſtatt der Baſiliſken, auß der Vrſach dieweil ſih ſein Ende oder Shwanß auff allweg krümmen läſt, und wie er gekrümmt wird, wann er ſtirbt, in ſolcher Geſtalt foll er bleiben.“

Das Seepferdchen (Hippocampus antiquorum, breyirostris, japonicus und rondeleti, Syngnathus hippocampus; Abbildung S. 411), Vertreter einer gleihnamigen Gattung (Hippocampus), das unſer alter Freund Gesner mit vorſtehenden Worten beſchreibt, hat in dem winkelig gegen den ſtark zuſammengedrü>ten Rumpf geſtellten Kopfe und dem floſſenloſen Greifſhwanze ſo bezeihnende Merkmale, daß es ſhwerlih verkannt werden dürfte. Die Schnauze iſt verhältnismäßig kurz, der kleine Mund ziemlih in der Mitte geöffnet, der Kopf durch bartartige und knorpelartige Auswüchſe, der Shwanz dur ſeitlich eingeſeßte Stacheln geziert; der Körper trägt breite Schilde, der Schwanz vier flache Ringe mit Höckern und buſchigen Fäden. Die allgemeine Färbung iſt ein blaſſes Aſchbraun, das bei gewiſſem Lichteinfalle ins Blaue und Grünliche himmert. Fn der Nüken-