Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

212 Würmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; dritte Drdnung: Strudelwürmer,

Gefäß wie mit Spinngeweben durchzogen, an denen die Planarien umherglitten. Dieſe Fäden konnten nur von den Tieren abgeſondert ſein, und es iſt zu vermuten, daß es durc eine dieſer Art eigentümliche, am Bauche ſih öffnende Drüſe geſchieht.

Gewiß ſind unendlich viele an die beſchriebenen gemeinen Arten ſi< anſchließenden Formen über die ganze Erde verbreitet. Jh konnte wenigſtens in Korfu und Kephalonien auf wenigen Exkurſionen mehrere neue hinzufügen. Einen weit größeren Reichtum bietet aber auch hier das Meer. Die Seeplanarien ſchließen ſi<h nur zum geringſten Teile enger an die oben geſchilderten Gattungen an. Die wichtigſten Abweichungen beziehen ſih auf das anatomiſche Detail der Fortpflanzungsorgane. Bei den meiſten finden ſi< auf der Rücckenſeite in der Nähe des Vorderendes zahlreiche Augen, nicht vollkommen \ymmetriſch, für jede Spezies aber doh in <arafkteriſtiſ<her Ordnung in zwei Haufen. Faſt immer iſt der Körper ſehr platt und breit, oft dur<hſ<heinend und ſ{hön gefärbt. Die Tiere ſehen ſo zart aus, daß man kaum begreift, wie ſie oft unter dem ſ{hwachen Schuß einiger Tangſtreifen dem Wellenſchlag widerſtehen können. Fh habe mi<h mit ihrer Beobachtung längere Zeit bei meinem Aufenthalt in Kephalonien abgegeben. Die Stadt Argoſtoli liegt an einem in ſeinem blinden Ende ſi ſehr verflachenden Meerbuſen, deſſen Grund dicht bede>t iſt mit Shwämmen und Tangen. J<h ließ mir dur< einen darin herumwatenden Fiſcher einen Haufen Tang herauswerfen, nahm denſelben ohne alle Sorgfalt gepa>t mit in die Wohnung und e that dann kleinere Partien in ein Gefäß.

Bottenplanarie (Thysanozoon). 2mal vergrößert. Nach wenigen Minuten kamen die Pla-

naxien unverſehrt hervorgeſ<wommen. Ohne Frage gehören dieſe Gattungen (Thysanozoon, Leptoplana 2c.) zu den [iebliſten der Meeresbewohner. Obige Abbildung ſtellt die bei Neapel ſehr gemeine Zottenplanarie dar. Der Rüten des oft gegen $ em langen Tieres iſt mit vielen Reihen dunkel gefärbter troddel- oder zottenförmiger Anhänge bede>t. Am Kopfende befinden ſi ein Paar ſchräg nah aufwärts ſtehende, ohrförmige Falten, in welchen der Gefühlsſinn beſonders konzentriert zu ſein ſcheint. Die Bauchfläche iſt rein weiß. Das Tier iſt in der Lage dargeſtellt, wie es mit dem größeren Teile der Bauchflähe an einem Tange haftet, mit dem Vorderende aber, nah einer neuen Unterlage ſuchend, ſi< aufrichtet. Die Seeplanarien beginnen jedo< erſt im Mittelmeer mit einer größeren Mannigfaltigfeit und verleihen mit anderen niederen Organismen den flaſſiſhen Ufern von Neapel und Sizilien für den Naturforſcher no< eine beſondere Anziehungskraft. Auch die ſtille Bai von Villafranca bei Nizza läßt den Freund dieſer niederen, verborgenen Tierwelt nie lecx an den öden Strand der Stadt Nizza zurückkehren. Mit vielen ſ{hönen Formen aus den ſüdlichen Meeren hat uns S<hmarda bekannt gemacht. Es iſt von hohem Jntereſſe, daß die Planarien des Baikalſees, der ſehr reih an ihnen iſt, ſi (nah Grube) der Mehrzahl