Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 553
Holothuria und Stichopus als Nahrungsmittel. Tvepang. 503
Mit der Gattung Volothuria gehört Stichopus in eine Familie. Der Bauch dieſer Sippe iſt fla, meiſt mit drei deutlichen Längsreihen von Saugfüßchen. Wir führen ſie hier an, weil wir dur<h Semper ſehr intereſſante Nachrihten über Vorkommen, Lebensweiſe und Verbrauch mehrerer philippiniſchen Arten erhalten haben. Jn dem Prachtwerk „Reiſen im Archipel der Philippinen“ erzählt er: „Bringt man die Stichopus-Arten an die Luft, ſo zerfließen ſie in wenigen Minuten in formloſen Schleim. Hierdurch ſeben ſie den Bewohnern der Fnſeln große Schwierigkeit bei ihrer Zubereitung ſür den Handel entgegen, und es iſt der hohe Preis, welchen der aus den Arten dieſer Gattung gewonnene Trepang im Handel mit den Chineſen erzielt, nur ein ſ{<waches Neizmittel für den indolenten Malayen, ſi<h dem Fange und der mühſamen Zubereitung dieſer meiſt in tiefem Waſſer lebenden Tiere zu unterziehen. Um ſie gegen das Zerfließen zu {hüßzen, müſſen die großen eiſernen Schalen, in denen ſie gekocht werden ſollen, unter die Oberfläche des Meeres gehalten werden, ſo daß die Holothurien, ohne das Waſſer zu verlaſſen, in die Kochſchale gebracht werden können; und die erſte Abkochung geſchieht dann immer im Seewaſſer. Die Stichopus naso genannte Art iſt außerdem noch durch eine große Beweglichkeit der Muskulatur ausgezeihnet, wie ſie ſonſt den Holothurien nicht eigen zu ſein pflegt. Auf ſtarken Reiz mit Nadeln fing das Tier an, ganz nach der Art der Würmer ſich heftig hin und her zu wenden; dabei ſchälte es ſih allmählih aus der dien Haut heraus, und nah wenigen Minuten hatte es eine Sakform angenommen und ſich der eigentlichen Haut vollſtändig entledigt. Die Eingeweide waren unverſehrt geblieben; wie denn überhaupt die Arten dieſer Gattung niht ſo übermütig ſind, gleih bei dem geringſten Anlaſſe ihren Darmkanal auszuſpeien.“ Von der berührten, ihr Einſammeln ſo erſchwerenden Eigenſchaft werden ſie von den Malayen „hanginan“, das heißt die im Winde zerfließenden Holothurien, genannt. Eine rieſenhafte Art erreicht eine Länge von faſt 1 m bei 20 em Dite.
Da es vorzugsweiſe Arten der Sippen Holothuria und Stichopus ſind, welche als Nahrungsmittel in den Handel kommen, ſo mögen hier die von Semper an Ort und Stelle geſammelten Nachrichten Plaß finden.
„Unter dem Namen Trepang (Biche de mer, balate) werden die auf mannigfaltige Weiſe zubereiteten Holothurien nah China gebracht und dort mitunter zu hohen Preiſen verwertet. Jn geringen Quantitäten werden ſie durch die Kapitäne kleiner Küſtenfahrzeuge, die ſelten mehr als 100—120 Tonnen halten, von den Eingeborenen der Molukken, Philippinen, Neuguineas, ganz beſonders aber der Fuſeln des Stillen Ozeans gegen allerlei Tauſchartikel eingehandelt und dann an irgend einem Zwiſchenmarkte für den chineſiſchen Handel, Singapore, Batavia oder Manila meiſtens direkt an die dort anſäſſigen Chineſen verkauft. Natürlich hängt der Erfolg der Spekulation teilweiſe von der gerade dort herrſchenden Nachfrage ab, teils aber auh von der geringeren oder beſſeren auf den Markt gebraten Sorte und von ihrer Zubereitung. Die gewöhnlicheren Arten (Holothuria atra Jaeger, H. impatiens Forsk., H. vagabunda Sel.) werden gewöhnlih in Manila mit 6—8, oft nur 3—4 Dollars das Pikul bezahlt, während die Stichopus- und BohadschiaArten bei günſtigem Markte oft 40 und mehr Dollars das Pikul koſten. Die Zahl der Sorten, welche im Handel unterſchieden werden, iſt eine ziemlih große. Jhre Namen ſollen je nah der Mundart der chineſiſchen Stadt, wohin ſie ausgeführt werden, we<ſeln, ſo daß die chineſiſchen, in Manila üblihen Benennungen von den in Singapore oder in Batavia gebrauchten gänzlih abweihen. Auch die Zubereitung an Ort und Stelle ſcheint eine ſehr verſchiedenartige zu ſein. Auf den Palau-Jnſeln, den weſtlichſten der Karolinen, habe i< lange Monate hindur<h den Fang und die Zubereitung dieſer Tiere beobachten können. Die meiſten Arten der Gattung Holothuria werden durcheinander in großen, bis 3 Fuß im Durchmeſſer haltenden eiſernen Schalen aufgehäuft, ſo daß ſie einen etwas