Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 554
504 Stachelhäuter. Erſte Klaſſe: Seewalzen.
hervorſtehenden Haufen bilden. Bede>t von einer mehrfachen Lage der großen Kukaublätter (Caladinm esculentum), werden die Holothurien zuerſt rect eigentli gekocht; dann unter ſtetem Begießen mit einer ſehr geringen Menge ſüßen Waſſers gedämpft. Dabei ſ{hrumpfen ſie gewaltig ein, und eine Holothurie, welche beim Fange 1 Fuß lang war, zieht ſih bis auf wenige Zoll Länge zuſammen. Nach der erſten Abkochung werden ſie auf freiſtehenden hölzernen Geſtellen an der Sonne getro>net, und dann wechſelweiſe zwei- oder dreimal gedämpft und getro>net. Fn dieſem Zuſtande werden ſie dann dem Käufer nah Gewicht vertauſht. Sind ſie endlih hinreichend tro>en und des Meerſalzes beraubt ſo werden ſie in großen, zu dieſem Zwe eigens erbauten Schuppen auf Booten in dünnen Schichten ausgebreitet und monatelang dem Einfluß von Rauch und Feuerwärme ausgeſeßt. Man pflegt ſie erſt ganz kurze Zeit vor der Abreiſe in Säcke zu verpa>en und an Bord zu bringen, um ſie ſowenig als möglich der feuchten, im Schiffsraume herrſhenden Atmoſphäre auszuſeßen. Beim Ankaufe ſelbſt wird die Sonderung in die einzelnen Sorten vorgenommen; gemiſchte werden nie ſo gut bezahlt wie ſortierte. Die Arten der Gattung Stichopus müſſen, wie erwähnt, ſorgfältiger behandelt werden. Die erſte Abkochung derſelben geſchieht in Seewaſſer, da ſie von der Luft gar nicht getroſſen werden dürfen, wenn ſie niht gleich zerfließen ſollen. Auf die erſte Abko<hung mit Seewaſſer folgt dann die zweite mit ſüßem Waſſer, und dann die Dämpfung mit abwehſelndem Tro>nen. Es ſind nur die Aspidochiroten (d. h. die Holothurien mit blatt: und ſchildförmigen Fühlern), welche zur Trepangkocherei benußt werden, denn nur dieſe haben die eigentli<h nährenden (und in der Meinung der Chineſen ſtark reizenden) Beſtandteile in hinreihender Menge, um die Zubereitung zu ermöglichen. Sollen ſie dann gegeſſen werden, ſo reinigt man die Oberfläche zunächſt von anhängendem Schmug, kratt die obere kalkführende Schicht ab und weicht ſie dann 24—48 Stunden lang in ſüßem Waſſer ein. Dabei quellen ſie auf und nehmen eine ſ<hmußiggraue Farbe an. Nach mehrmaligem Waſchen und ſorgfältiger Entfernung der Eingeweide und aller fremden Sandteilchen wird dann die aufgequollene Haut in kleine Stückchen geſchnitten, die in ſtark gewürzten Suppen oder mit verſchiedenen anderen Speiſen gegeſſen werden. Sie haben ſo wenig, wie die eßbaren Vogelneſter, einen eignen Geſchmad>; es ſind weiche, milchig ausſehende Gallertfklumpen, wel<he von den Europäern nux wegen ihrer leihten Verdaulichkeit, von den üppigen Chineſen wegen der ihnen zugeſchriebenen reizenden Eigenſchaft genoſſen werden.“
Marſhall hat nah engliſhen und holländiſchen Quellen no< folgende Angaben zuſammengeſtellt: „Ein früherer holländiſch - indiſcher Beamter, welcher die Verhältniſſe des Wundergebietes „Fnſulinda‘ genau kannte, Lion, behauptet, es gäbe kaum eine Fnfel im Indiſchen Archipel, in deren Nahbarſchaft Trepang nicht gefunden würde, was ein Engländer, Fameſon, beſtätigt, der als die Heimat dieſer Tiere das ganze Meer von Sumatra bis Neuguinea kennt. Hier kommt Trepang überall da vor, wo die Brandung nicht zu ſtark iſt und meiſt in Tiefen von 6—9 Meter, auf flachen, mit Korallenſand bede>tem, aber nie auf ſhlammigem Boden. Hier mäſten ſi die Tiere, wie uns das der Engländer Guppy beſchreibt und vorrehnet. Ein Fndividium irgend einer Trepangart von 30—35 Cm Länge frißt täglich ?/s Pfund des verwitternden Korallenſandes, wie er ſih von der Oberfläche der Riffe loslöſt, — doch „freſſen“ iſt eigentlih niht der rihtige Ausdru>: es läßt die Maſſe, welche doh nur einen ſehr geringen Bruchteil nährender Subſtanz enthält, das Darmrohr paſſieren. Es würden mithin 15—16 ſolcher Tiere innerhalb eines Fahres eine Tonne Sand, das iſt etwa 18 Kubikfuß, verarbeiten. Guppy nennt das eine „organic denudation‘, einen dur belebte Urſachen ſi vollziehenden Verwitterungsprozeß der Korallenriffe.
„Das himmliſche Reich‘, ſagt der erwähnte Jameſon, „kann ohne Trepang und (indiſche) Vogelneſter niht exiſtieren‘, daher iſt die Nachfrage nach dieſen Artikeln eine ſo große, das eine