Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 583
RE A
Meduſenſterne. — Pentacrinus. Holopus. 531
Zu dieſer kurzen Betrachtung (ähnliche haben wir bei früheren Gelegenheiten angeſtellt) drängt uns die Ordnung der Haarſterne, mögen wir ſie nun in ihrer Fſolierung oder mit Bezug auf die übrigen Abteilungen der Echinodermenklaſſe auffaſſen. Bis vor 20 Fahren waren nur einige wenige Arten von Haarſternen bekannt und dieſe meiſt nux in einzelnen Exemplaren. Durch die modernen Tiefſeeunterſuhungen iſt die Artenzahl auf etwa 60 geſtiegen, welhe am häufigſten zwiſhen 500 und 900 m auftreten; zwiſchen 3600 und 4500 m ſind bloß zwei Arten gefunden worden. H. Filhol, ein ausgezeihneter franzöſiſher Forſcher, gibt von dem Boden des öſtlichen Atlantiſchen Ozeans bei einer Tiefe von etwa 1500 m folgende begeiſterte Schilderung: „Fndividuen von Pentacrinus Wyyille Thomsoni bede>ten den Boden in be: trächtliher Menge und bildeten eine Art von Wieſe, auf der anſehnliche Korallenſtämmchen (Mopſfeen) ſih erhoben. Der felſige Untergrund war überſäet mit ſehr zierlichen Polypen, welche in der That Blumen mit geöffneten Kelchen glichen. Die Aktynometren, freie Haarſterne, ſ{wammen dur<h das Waſſer oder umflammerten mit ihren Cirren wie mit Ankern die Äſte der Mopſeen. Die Pentakrinen und Aktynometren hatten eine ſchöne grasgrüne Farbe, die Mopſeen waren orange, die Polypen tiefviolett, die Krebſe perlweiß. Dieſe Üppigkeit des Lebens, dieſe Verſchwendung von Farben in einer Tiefe von 1500 m unter der Oberfläche des Meeres bildet ſicher eine der merfwürdigſten Erſcheinungen, welche den Naturforſchern zu entde>en aufbewahrt worden war.“
Die nebenſtehende Abbildung läßt in a den Körper und das obere Ende eines in den weſtindiſhen Meeren auf ſteinigem — E == Grunde lebenden Tieres, des Pentacri- ien um cien via une abociuitien Metirlie Gite nus caput Medusae, ſehen und in b die Scheibe, welche nah aufwärts gekehrt und von den geſpaltenen und rankenförmigen Armen umſtellt iſt. Der eigentlihe Körper gleicht alſo einem Kelche, wie er auh wiſſenſchaftli< genannt wird. Die dem Stiele zugewendete Seite iſt getäfelt und entſpricht dem Rücken der Seeſterne, die Bauchſeite, die wir in þb haben, iſt von einer weichen biegſamen Haut bede>t, in deren Mitte ſi< die Mundöffnung befindet. Die Ausgangsöffnung des Darmkanals liegt ſeitlih. Die den Ambulakren entſprechenden Rinnen ſind deutlih. Dieſer Körper mit ſeinen verzweigten Armen ruht nun auf einem längeren, im Rüenpole angeſeßten Stiele, der ſehr vielgliederig und daher biegſam und in regelmäßigen Abſtänden mit Quirlen von Ranken geziert iſt. Es dürften kaum einige Dugend dieſes Pentacrinnus gefiſ<t und in den größeren Muſeen erhalten ſein. Der Preis war no im Jahre 1876 ſehr ho<. Für ein Exemplar habe ih dem Naturalienhändler Damon in Weymouth 220 Mark bezahlt.
Lange Zeit ſchienen der weſtindiſhe Haarſtern und eine bisher nur in zwei Exemplaren an der ameritaniſhen Küſte gefundene Sippe Wolopus (von Braſilien und
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