Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 584

532 Stachelhäuter, Fünfte Klaſſe: Haarſterne.

Barbados) die einzigen noh lebenden Repräſentanten der geſtielten Krinoiden zu ſein. Aber die Tiefſeeforſhungen haben unſere Kenntniſſe auh hinſihtli<h dieſer Ordnung gründlich geändert. Pentakrinusartige Tiere leben, ſo hat es ſih gezeigt, auf vielen Stellen des Meeresgrundes, ſo daß ſie niht einmal mehr zu den ſeltenen Vorkommniſſen gezählt werden können. Der bekannte engliſhe Zoolog Gwyn Jeffreys erbeutete mit einem Nebzug ſüdlih von Kap St. Vincent aus einer Tiefe von 1095 Faden 20 Stü> einer Art Pentacrinus (Pentacrinus W yville Thomsoni). Der Boden, auf dem ſie lebten, war ein weicher Shlamm, in welchem ſie loſe geſte>t hatten, ohne feſt an- und eingewurzelt zu ſein. Das bewies auch das glatt abgerundete Stielende, woraus Feffreys ſogar ſchließen wollte, daß die Tiere ſih zeitweiſe mittels ihrer Arme ſ{<hwimmend bewegen. Noch reicher iſt das Vorkommen von Pentakrinen in gewiſſen Teilen der Südſee, wo die „Challenger“- Erpedition in der Nähe der Meangis-Fnſeln auf einen einzigen Schlepp= neßzug in 500 Faden 50 Stüc erhielt.

Sehr häufig findet man an den Armen der Krinoiden gallenartige Mißbildungen (\. nebenſtehende Abbildungen) ; dieſelben rühren, wie früher (S. 137) hervorgehoben wurde, von eigentümlichen , paraſitiſhen Würmern her.

Eine höchſt intereſſante Entde>ung war

Gallenartige Mißbildungen an Krinoiden. 2mal vergrößert. ſhon 1864 von dem um die nordiſche Zoologie hochverdienten Sars gemacht worden. Er fand in 300 Faden Tiefe bei den Lofoten-Fnſeln eine etwa 14 cm lange, zarte Krinoide, die er nach den reihli<h entwidelten feinen Wurzeln, mit welchen der Stamm ſich befeſtigt, den Wurzelhaarſtern (Rhizocrinus, \. Abbild. S. 533) nannte. Dasſelbe Tier wurde von allen ſpäteren Expeditionen, welche ſih mit der Unterſuchung des Atlantiſchen Ozeans abgaben, bis zur Küſte von Florida gefiſcht. Für den Zoologen und Paläontologen iſt es nebſt anderen, von uns zum Teil ſchon erwähnten Genoſſen, die mit ihm die Tiefen teilen, von hohem Jntereſſe, weil es einer Familie angehört, die man ſeit der Kreideformation für ausgeſtorben hielt. Das ſind die Apiokriniten. Unſerem Rhizocrinus ſteht die Kreideſippe Bourguetticrinus am nähſten, und auch dieſe zeigt {hon verſchiedene Merkmale, welche auf einen Verfall, ein Ausſterben der Familie deuten. Der Körper iſt klein, die Arme ſ{<hmal und furz, der Stamm unverhältnismäßig lang, ein Mißverhältnis, das auf geſtörter Ernährung zu beruhen ſcheint. Dieſe Erſcheinungen wiederholen ſi<h nun bei dem Wurzelhaarſtern, der geradezu ein weiter verfümmerter Bourguetticrinus genannt werden fann, eines jener ziemli<h zahlreihen Wahrzeichen, daß die Meere aus den Zeiten der Kreidebildung ſi<h ununterbrochen und nur mit allmähliher Änderung und Umformung ihrer Tierwelt in unſere heutigen Meere fortgeſeßt haben. So eröffnen uns dieſe an ſih ſehr armſeligen, ihr Leben im Verborgenen friſtenden Weſen einen Einbli> in die Geſchichte der Erdbildung, indem ſie die Gegenwart mit den Millionen von Jahren hinter uns liegenden Perioden verbinden und uns die Beſchaffenheit