Charakterologie

Der weltanjhauliche Hintergrund 223

zum Tode — jelbjtverjtändlich zum „eigentlichen Ziel des ganzen Gegeneinander von Ich> und Du-Trieben werden. Wenn Sreud den unteren Trieben darum den unbedingten Dorrang gibt, weil jie jid) gegen jo mächtige Dinge wie Moral, Ethit, Sham ufw. immer wieder durch jegen, dann muß er folgerichtig auch hier danady werten, was ji) durd}jet. Und es jest ji) das Leben durch, und der Todestrieb (wenn wir einmal die Sorm annehmen, die Sreud diejem aus der Erfahrung nur huypothetiih zujammengejhauten Begriff gibt) jteht im Dienjte des Sebens; denn es zeigt jich ja ganz einfach, daß jogar der Wunjch, zum Tode zurüdzufehren, Leben jhafft und die Triebe in immer höhere Sublimierungen treibt.

Gerade nach Sreud mühte der Todestrieb mithin als Werfzeug des Sebens dienen, wie Goethe den Tod als „Kunitgriff der Natur“ auffaßt, „viel Leben zu haben“. Wer aber nicht diejen gejunden Optimismus aufbringt, der müßte dann wenigjtens überhaupt darauf verzichten, aus diefer gegenjäglichen Spannung ein Ziel herauszulejen, und dann aljo weder den Tod (als Rüdfehr ins Anorganijche) nod; die Bereicherung des Lebens durh Entwidlung zu immer neuen und höheren Sormen als ein „Ziel“ diefer Prozejje anjehen. Hier jchlägt die „Entzauberungs= tendenz“, die pejjimijtiihe Weltjkepfis, die Theje, etwas jei „weiter nichts als... .“ mit aller Deutlichfeit durch.

Aber dieje weltanfhaulihe Megativität ijt nicht etwa eine deutende philojophiihe Zutat zu einem im übrigen neutralen wiljenjchaftlihen Werke, jondern fie durchzieht nun leider die ganze Lehre der Piychoanalyje, und jie färbt gerade die enticheidenden Teile der rein pjychologijchen Aus= führungen. Sie it es audy, die der Analyje jeit ihrem Befanntwerden die ernitejten Gegner jchaffte. Indem Sreud die Sublimierungen als „Ume wege” zu einem „eigentlicheren” Ziele deutet, werden fie zu Begleitericheinungen eines in diefer Sorm jinnlojen Naturvorganges und verlieren damit jelbit ihren Sinn. Gewohnt, im letten Grunde eben doch faujal zu denfen, iit es für Steud hierbei allein entjcheidend, woher etwas fommt, nicht wohin es führt.!)

1) Das wird ji nämlidy jpäter als der große Unterjchied der Individualpiychologie gegenüber der Piychoanalyje zeigen: beide jegen final gerichtete Triebe an, beide arbeiten mit Tendenzen und nidt mit — an fi faufal vom Urfprung her zu begreifenden — Energien. Aber Sreud jeßtidentijche Ziele an in Diderjprud zu den Ergebnijjen feiner eigenen Sorjchung, die für den gefunden Charakter immer die Offenheit der Entwidlung der Prozefje anzeigen. Damit deutet Sreud das Sinale dann doch wieder in Kaufalfaktoren um. Sinale Kräfte