Das Nordlicht. Bd. 1-2

Denn stille Wesen sind die Sehnsuchtssiebe Des Feuerwunsches, der die Flur besät.

Aus allen Blüten lachen Erdengluten,

Die sich den Weg zum Sonnenlicht erahnt, Doch ihre Lust am Licht mag rasch verbluten, Da bald die Frucht an Tiefensturz gemahnt. '

Erblüht nicht fast die Scham in wilden Tieren, Wo sich das Elternpaar die Brut bewacht?

Die Lust ist alter Wunsch, sich zu verlieren, Wenn er, zum Licht befreit, in uns erwacht!

Drum mögen Wesen sich auch treu bewachen, Wenn ihre Liebe froh zum Lichte lacht!

Die Weltenliebe kann erst spät erwachen, Hat sich ein Wunder’ sanft in uns vollbracht!«

Nun stürzt ein Eber durch das Goldgetreide;

Erbliekt den Sänger, knickt in seine Knie!

Den Wald durchschallt ein Rausch von grausem Leide: Dem Seher wirds, als ob ein Wesen schrie!

Mänaden, weiß er, sammelt sich zum Eide,

Dem Orpheus stummer Feind Gewalt verlieh:

Er lebt ‘geheim und wild in unsrer Liebe.

Er ist ein Gott im Blut: die Wucht der Triebe!

Nun schwirren Schmetterlinge, gelb, zu Paaren,

An Orpheus’ Leier, gar verlangend an.

Auch Schlangen kann des Sehers Blick gewahren: Sein Auge hält sie fromm in sachtem Bann.

Ein Kranz von Bräuten, mit geschmückten Haaren, Umarmt die Au, um den geweihten Mann.

Gekrönt, umgürtet ist die Schar mit Myrten.

Doch ferne lauschen, mit der Braut, die Hirten.

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