Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

nus des „zu Grunde Gelassen-seins“ in innerem Zusammenhang stehen. Der Demütige ist mit Gott wesenseins, und wer also, so verknüpft Eckhart die beiden „Grund“begriffe, in Gottes Grund kommen will. der muß zuvor in seinen eigenen Grund kommen, denn in diesem Grund ist das göttliche Wesen, zu dem dann das Ich innerhalb seiner selbst als innerhalb des logos in polare Spannung tritt”).

Der Gedanke, daß das Wesen, der Grund der Seele, mit Gott eins ist, identisch als Wesen, unterschieden als Personen, wird durch eine Gruppe weiterer Texte erhärtet, die alle Aussagen über Gott, die göttlichen Personen und die göttlihe Natur auch der Seele zueignen, die damit zwar nicht direkt als göttliche Person, als unigenitus ausgezeichnet wird, — auf dieser Entwicklungsstufe stehen diese Predigten noch nicht — die aber durch die Attributszuordnung in die feste Bindung der Korrelation eintritt.

In der Predigt Pf. 61 über das Thema: „Uz der wurzelen Jesse sol brechen ein ruote und üz der ruoten sol wahsen ein bluome und üf dem bluomen sol ruowen der geist des herrn“ bedeutet die „Wurzel Jesse“ den „grunt der minne“, den Grund Gottes, das reine indistinkte Wesen — damit ist hier zugleich auch noch der Vater bezeichnet —, die „ruote“ ist der Sohn, der „bluome“ ist der heilige Geist. Der Ausgang der Rute und der Blume aus dem Wesen untersteht dem allgemeinen Gesetz, daß das Ausgehende mit dem Ursprung wesenseins ist und ohne “zuosetzunge“. Darin liegt ausgesprochen die polare Spannung in der Einheit des Wesens®”). Ein solcher Ausgang ist der des Sohnes vom Vater: beide sind wesenseins, aber unterschieden als Personen’“). Dieselben Aussagen, die von dem Wesen und Grund Gottes und von Gottes Sohn gemact sind, macht Eckhart nunmehr von der Seele: Das Wort „Jesse“, das den Grund der göttlichen Minne benennen sollte, bezeichnet auch den Grund der Seele, und die „ruote“ als Name für den Sohn gilt auch für die Seele, die aus demselben Grunde hervorgebracht ist wie der Sohn, und’*) wie aus den gött-

21) Pf. 40: 155, 21 ff.; 71 (2): 225,35 f. Jostes 10,1 ff.. 22ff.

»®2) u °®) 194. 20ff.: Swaz uz wahset. daz muoz von nöt driu dinc haben in ime: Daz erste, es muoz haben einikeit des von dem es gät, daz ander daz es vil bi si der selben art: daz dritte, daz es si äne zuosetzunge, diz ist eigenlich ein uzgang. Also gät uz der sun von dem vater und ist ein ander persone bi dem vater und ist daz selbe in dem vater an dem wesenne.

#4) 195,23: Jesse daz sprichet als vil als ein fiur und ein brant und meinet den grunt götlicher minne unde den grunt der sele. Uz dem grunde wehset diu ruote, daz ist diu sele in ir lutersten und in ir hoehsten, unde gät uz dem ersten grunde, dä der sun uzbrichet von dem vater, Von der ruoten gät uz ein bluome, der

bluome ist der heilig geist, und da sol er ruowen und widerruowen. 197