Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

dem vater bliben (285,15). ef. ib. 286, 21—287,4; 285, 11—286, 1 mit dem außerordentlich prägnanten Beispiel von dem reichen Manne, der aus Liebe zu einer Frau sich ein Auge aussticht, um ihr gleich zu sein: so besteht zwischen Gott und der Seele völlige Gleichheit, und doch heißt es von der Seele, sie sei geschaffen (288, 6; 286, 12)! Daneben gebraucht Eckhart aber auch den Ausdruck des Gebärens (285, 15; 286, 17), womit die eigentliche Bedeutung der „Schöpfung“ der Seele bestimmt wird. In der Prediet Pf. 94: 505,20 ff ist der Begriff der Geschaffenheit in ähnlihem Sinn umgedeutet. Die traditionelle Wendung „geschaffen nach“ ist nach dem gesamten Predigtzusammenhang umgedeutet zu Wesensemanation: „na disem üzfliezendem inneblibendem werke so hat got die s@le geschaffen“. Daß die Immanenz der Seele als Gottes Sohn in Gott wirklich gemeint ist, ergibt sich aus der Bestimmung der korrelativen Immanenz: „Einz ist in der selle... ez ist daz ez istin eime andern und jenesindisem...dizistalzemaleingot... (506,9ff), nım dich nä dem daz dü in gote bist (506,56), alsö bin ich wErlich der einige sun unde Kristus (507, 14).

In Pf. 62: — Parad. 109, 1 ff bezeichnet Eckhart das in der Predigt 60 „ungeschaffen“ genannte Licht der Seele ausdrücklich als geschaffen: „wi daz liht Godis glichnisse si, so ist ez doch geschaffen von Gode (Par. 109,6)“. Nun ist der Ausdruck .„diu gelichnisse“ die Bezeichnung für den Sohn Gottes“), und der Text fährt in dieser gedanklichen Stimmung fort: „wan der schepfer ist ein und daz lieht ein ander und ist ein creature“. Der Grund, warum es Kreatur ist, liegt darin, daß, bevor Gott die Kreaturen schuf, es nur Gott und Finsternis gab und kein Licht. In der Schöpfung ist also der korrelative Pol zu Gott entstanden, das Licht als das Andere zum Einen! Darum liebt Gott die Seele. Das Liebesmotiv führt wiederum zu einer gedanklichen Wendung, die das Kreatursein der Seele aufhebt und sie mit Gott wesenseins macht: „nu enmac liebe niht gesin, si invinde glichnisse oder mache glich“ (ib. z. 10f). Dieser Gedanke wird durch den Gnadenbegriff ergänzt. Die Gnade muß die Seele zu Gott erheben. Damit scheint die Darstellung wieder in rein traditionell scholastische Bahnen zu münden. Aber die Gnade wird als Kreatur bezeichnet. an der die Seele kein Genüge findet. Sie läßt die so) cf. Pf. 20:85,26: ... Dar umbe sprechen wir, daz der sun dem

vater niht glich si, mer: er ist diu gelichnisse, er ist ein mit dem vater.

III 562,8: unitas et equalitas propria sunt Dei et divinorum ingquantum huiusmodi.

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