Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

alsdasselbe wort. Wanals ich & sprach, daz der vater niht bekennet dan diz selbe wort und sich selben und alle gotliche nätüre und alliu dine in disem selben worte und allez, daz er dinne kennet dazist glich dem worte undist dazselbe wort nätürlich in der wärheit. cf 290, 57—291, 30!!

Pf. 6: 37,1: Da er sprichet daz wort, sprichet er sich und alliu dine in einer andern persone unde eit ime die selben nature, die er selber hat unde sprichet alle vernünftige geiste in dem worte glich dem selben worte [nach dem bilde als ez inne blibende ist; nach dem so ez üzliuhtende ist. also ist ein iegelich geist”) bi ime selber niht glich in aller wise dem selben worte, m&: sie habent mügelicheit empfangen glicheit ze empfähende (von gnäden) (fehlt B9, Wie) des selben wortes], unde daz selbe wort als es in ime selber ist daz hat der vater allez gesprochen, daz wort und allez daz in deme worte ist,

Wenn man das eingeklammerte Mittelstück aus diesem Text herausläßt, dann ergibt sich ein Sinn, der dem von Pred. 89 identisch ist, und zwar in einem fast gleichen Wortlaut: Gott spricht alle vernünftigen Geister in dem Wort gleih dem selben Wort und als dasselbe Wort, wie es an sich selbst ist. Durch Fortlassung des Mittelstücks wird dem Text im wahrsten Sinn des Wortes sein scholastisches Herz ausgebrochen, vielleicht aber hat man ihm erst später dies Herz ... eingesetzt, da nämlich die Rahmenstücke für dieses „unechte”“ Mittelstück unmittelbar zusammenpassen und keine Lücke verspüren lassen, wenn jenes fortgelassen wird. Die bisher bekannte handschriftliche Überlieferung der Predigt 6 bietet zwar keinerlei Stütze für diese Interpolationshypothese, aber selbst wenn der Text in seiner vorliegenden Gestalt echt eckhartisch sein sollte, so wird doch in anderen Motiven eben derselben Predigt die scholastische Denkweise erheblich überschritten, etwa in dem der totalen Gotteserkenntnis®®) und in der Schlußwendung: „Daz Jesus uns mache einals er ein ist mit dem vater und mit dem heilsen geisteein got, woraus sich die Berechtisung ergeben dürfte, diese Predigt ihrem systematischen Gehalt nach als eine Vorstufe zu der konsequenten gedanklichen Form der Predigt 89 aufzufassen. Die Geschaffenheit der Seele in dieser Predigt bietet für

>) geist] Hs. wort; Konjektur von Herrn Dr. Quint nach einer privaten Mitteilung, 50) cf. Pf. 37,15—58,8 — Qu. 52, 1453,23,

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