Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

eine Gesamtinterpretation auch keine ernstliche Schwierigkeit mehr.

Es muß noch einer Auffassung begegnet werden, die, im Anschluß an eben diese Predigt 6, die ungeschaffene Seele als Idee der Seele im Geist Gottes auffaßt, der die kreatürliche Seele in ihrer real-irdischen Existenz gegenüberstände””). Ich habe bereits wiederholt darauf hingewiesen, daß diese scholastische Problemstellung die logisch-polare Theologie Edharts in Ontologie und Psychologie auseinanderbricht. Eachart knüpft zwar an scholastische Formulierungen an. Wenn es Pf. 87 — Qu. 58, 12 ff heißt: „in dem selben wesen gotes, da got ist oben allem wesen unde ober underscheit, da was ich selber, da wolte ich mich selber unde bekante mich selber ze machenne disen menschen und hier umbe so binichmin selbes sache nach minem wesen, daz ewie ist unde niht nach minem werden daz zitlich ist“, so kann man sagen, er knüpfe an die scholastische Lehre an, die Ideen der Dinge (und also auch meiner selbst) sind in Gott, und da Gott kraft der Ideen die Welt schöpft, so schöpfen die Ideen selber gleichsam die entsprechenden Kreaturen. cf. Thomas v. A., De Ver. 4,8c: „ ex hoc quod similitudo (Idee!) ereature in Verbo est productiva et motiva creaturas in propria natura existentis, quodammodo contingit ut creatura seipsam moveatetad esse perducat, inquantum secilicet producitur in esse et movetur a sua similitudine in Verbo existente.“ Es besteht aber trotz der äußerlichen Ähnlichkeit der Formulierung eine grundsätzliche Verschiedenheit des Sinnes. Der Heilige Thomas meint die Schöpfung der Kreaturen aus dem Nichts; E&khart aber betont ausdrüklih: die Idee des Ich in Gott erzeuge nur das ewige Wesen, nihtaberdas geschöpflice, das Werden der Kreatur. Das so erzeugte „Wesen“ des Ich aber ist in Gott geblieben, nun nicht mehr als bloße unreale Idee, sondern der Begriff der Realität hat gerade den umgekehrten Sinn bekommen. Das Ich als „Wesen“ ist erst das eigentlich Reale, ist in Gott als polares Glied zu ihm; die Transcendenz ist zur Immanenz geworden: „Aihie ist got mit dem geiste ein“ (Qu. 39,25).

Es beruht ebenso auf einem fundamentalen Mißverständnis, wenn Quint zu Pf. 83: 267,7 sagt, daß „er (Eckhart) die anfangs deutlich als solche gemeinte und erkennbare kreatürlich irdische

565) Quint, Deutsche Mystikertexte p. 52 app. zu 52, 1—

Ye Predigten Meister Eckharts p. 721 zu Pf. 267,7; p. 789 zu Pf 285, 40 ff.

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