Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

zwei Seinsbereichen zugehörig, sondern daß die „irdische Seele“ den kreatürlichen, sinnlihen Menschen bezeichnet”); die „Idee der Seele“ aber das reine Wesen, das von allem Kreatürlichen abgeschieden ist und Korrelationsglied zu Gott ist und als das Obere den niederen Seelenteil beherrscht. Wenn Quint endlich sagt, Eckhart bezeichne nie die Seele schlechthin als ungeschaffen, so kommt darin wieder das Kernübel der ontologischen Problemstellung in der Theologie zum Vorschein, daß man nicht erkennt, daß hier ein spezifisch theologisches Problem vorliegt und nicht ein generell psychologisches; daß der doch auch zur „Seele“ gehörige mundus sensibilis, der äußere Mensch, im eckhartishen Sinn nicht als ungeschaffen bezeichnet werden kann. Die „Seele“ in ihrer spezifisch theologischen Bedeutung aber — so kann man den obigen Satz Quints jetzt fast umkehren — istnieschlechthin als geschaffen bezeichnet. Alle Motive der Icheinzigkeit lassen sich letztlich reduzieren auf den Begriff des Gerechien, des Guten. Der Gerechte, der Gute aber, so hörten wir Eckhart sagen, ist ungemacdht und ungeschaffen. Nun wird der Gerechte, der Gute auch bezeichnet als gerechte und gute Seele”). Das ist aber für den spezifisch theologischen Bereich eben der Ausdruck für die Seele schlechthin. Damit dürfte nunmehr der Streit um die Geschaffenheit oder Ungeschaffenheit der Seele sich erledigen.

Am Schluß unserer Betrachtung über jenes Problem wollen wir die Aufmerksamkeit noch auf eine eigentümliche Paradoxie richten. die darin besteht, daß im Grunde der Gegensatz „geschaffen — ungeschaffen“ systematisch gesehen gar nicht die Sache trifft, die Eckhart meint, weil dieser Gegensatz rein ontologischer Struktur ist und vielmehr aus historischer Zufälliskeit unter wesensfremder Bezeichnung die logische Polarität von Gegenstand und Gesetz bezeichnet.

508) cf, ib. I 151,25: ain ander meister spricht, das alle die krefie der sele, die da würkend im leibe, das die sterbent mit dem leibe än bekenntnis und willen ... alleine sterbent die krefte, die da wirkent im leibe so bleibet si doch in der wurtze. 151,17: wenn die chrefte berürt werdent (se, von den Kreaturen), so verlierent si ir magtum.

5») Pf. 65:204,29: Als6 sol diu gerehte s&le gelich bi gote sin rehte ebengelih, noch unden noch oben. | f Pf. 14: 67,51: ... diz mac man sprechen w£rliche von. einer ieclidıien heiligen und guoten s&@le....

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