Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

zeugte mit dem Prädikat „nahe“ auszeichnet. Die quantitativen Bestimmungen im „Nähe“begriff: das Nahe und Näher werden damit ersetzt durch die einzige qualitative des „nahe“. Das Nahesein ist nunmehr der Ausdruck für die Wesensgleichheit und damit für das Verhältnis Gott — Ich”). Sofern die Kreatur durch die Schöpfung in dem Sinn der logischen Bestimmung als existent gilt, ist sie uns nahe und Gott nahe, und, das ist das ganz entscheidend Neue bei Eckhart, Gott ist uns nur nahe in den Kreaturen, niemals unmittelbar an sich. „Welt“ wird damit als das einzige Mittel der Nähe Gottes ausgezeichnet, sowohl als Mittel der Sprache Gottes als auch als Mittel, damit wir im praktischen Wirken Gott nahe kommen”). Die Kreatur an sich, mit dem logischen Wert des Nichts, ist nicht weniger nahe, sondern sie ist fern! Mit der Ferne von Gott bezeichnet E&khart die grundsätzliche Andersheit zu Gott, die Kreatur, das Nichts, das völlig von ihm getrennt ist”). Wer fern steht, der kann Gott nicht hören’). Mit der Zuordnung des Gegensatzpaares nahe— fern zu dem spekulativen Schema von Sein und Nichts ist der grundsätzliche Unterschied zum Heiligen Thomas bezeichnet, der dem kreatürlichen Menschen — und auh der Gute ist bei ihm Kreatur — die Nähe Gottes zuerkennt. Da Eckhart mit jenem Sche-

ma eine totale Umdeutung im Begriff des Guten vollzieht — er bestimmt sein Wesen nicht wie Thomas analog heterogen gut im Vergleich zu Gott. sondern homogen — nennt er sodann die

Wesensgleichheit eine Wesensnähe. Der kreatürlihe Mensch aber ist der Sünder, das Nichts, das Gott fern ist.

10. Die Freiheit.

Am Schluß der Betrachtung der Korrelationsformen und der Motive der Icheinzigkeit muß noch ein Begriff erwähnt werden, der von totaler logischer Weite und Allgemeinheit ist, der hier

55) BgTr. 26.28: ... darnach wir neher sint dem einen, darnach sint wir werlichen gotes sune unt süne unt ouch fliuzet von uns got, der heilig geiste.

Pf. 79: 256,5: Diu sele gebirt uzer ir got uz got in got, si gebirt in rehte uzer ir, daz tuot si in dem, dä si gote nähe ist, dä ist si ein bilde gotes.

ef. Pf. 9:49,50: 15: 75,39: 22: 92,5: 27: 102, 14—19: 69: 225,29 f.; 84: 271.58: S6: 277,29: RAU 25, 20—55.

sie, Pf. 69: 221,50; 9:49,29.

57) Den. 491: col. 144: quid tam proximum quam ens et esse, quorum nullum est medium ... (davor heißt es: Ipsi, deo, ipsi esse, non est quicequam longe preter ipsum nihil ... quid tam prope ipsi esse, quod est deus, quam ens...)

518) Pf, 102: 554, 25.

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