Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

aber in seiner spezifisch theologischen Bedeutung erscheint: die Freiheit. Das Ich als Korrelationspol zu Gott ist frei: frei von der Kreatur, frei zu sich selber und frei zu Gott”®). Freiheit ist nichts spezifisch Religiöses. Sie ist nur der Ausdruck dafür, daß hier ein Erlebensgebiet total eigener Gerechtsame vorliegt, das von keinem anderen irgendwie heterogen gebunden ist. Freiheit bedeutet sowohl Distanz gegenüber der Kreatur wie Homogeneität der Gesetzlichkeit und Gegenständlichkeit innerhalb des eigenen religiösen Bereichs. In dem rein formalen Sinn der Distanz gegenüber Heterogenem, der Konstitution aber zum homogenen Erfahrungsbereich ist Freiheit gleichsam ein gleitendes logisches Schema, das überall an der Grenze zweier Erfahrungsbereiche auftritt: von der Natur zur Sittlichkeit, von der Sittlichkeit zum Aesthetischen, vom Aesthetischen zum Religiösen. Der sittliche Mensch ist frei gegenüber dem natürlichen, der acsthetische Mensch ist frei gegenüber dem sittlichen, dem Menschen der Pilicht, der religiöse ist frei gegenüber dem aesthetischen. dem sittlihen, dem natürlichen als dem Inbegriff der Kreatürlichkeit des Menschen. Diese hödıste Freiheit aber zerstört keine der VOrgeordneten Freiheitsstufen, sie ist an diese gebunden und „hebt sie in sich auf“, sie impliziert alle früheren Stufen, so daß die des religiösen Menschen gleichsam die Freiheit in ihrer größten Dichte und in ihrem höchsten Adel 1stao)s

IV. Die Korrelationsstrukturen. 1. Die Gottesgeburt.

Obwohl die Gottesgeburt in allen betrachteten Korrelationsformen immanent enthalten ist als deren Struktur, so ergibt sich doch aus ihnen und einer Anzahl weiterer Texte, in denen teils losgelöst von allen logischen und psychologischen Ausgangsmotiven gleichsam abstrakt der Generaciobegriff zur Darstellung kommt und teils aus der Verknüpfung mit den übrigen Motiven folgt, die Aufgabe, den Geburtsbegriff selbst zu betrachten, da sich an ihm, gerade bezüglich der Bestimmung der Icheinzigkeit, eine außerordentlich bedeutsame Stufung und Steigerung zur höchsten begrifflihen und systematischen Prägnanz aufweisen läßt und damit zugleich die Entwicklung der Korrelationsstruktur an einem konkreten Beispiel aufweisbar wird. Ein Vergleich mit

512) eh. Pf. 1:5,26; 2:14,20; 6: 59,23; 8:42,55; 45,5, 38; 44,5,9; 46,4, 11: 9:50, 34 app.; 15:67, 15: 47: 158,14: 58: 187, 15; 69: 225, 34; 74: 232, 21; 78: 252,8; 81: 260,15: 85:—I 155,1; 90:296, 32,

°) cf. Görland, Prologik p. 360 f.

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