Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Konsequenz selbst ganz konkret in der gesprochenen Predigt verfolgen kann.’”).

Die allgemeinste und häufigste Formulierung des Gedankens der Gottesgeburt ist: Gott gebirt seinen Sohn in der Seele bzw. in die Seele”). Eine Steigerung zu dem Gedanken eines ganz unmittelbaren Gott — Ich-Verhältnisses durch Ausschaltung der Person des Sohnes dürfte darin liegen, daß Eckhart den bei Jundt 11: z.74 ausgesprochenen Gedanken: „Got gebirt in micdı sin glich (se. den Sohn)“ in Pf. 26: 101,7 dadurch steigert, daß er sagt: er gebiert zuerst in mich „sin glichnisse“, d. i. seinen Sohn und darnad sich selber. Pf. 44: 151,19 dagegen lehnt er das Erstere schon ausdrücklich ab: „da gebirt got sich selben, niht sin glich, sich selben got in gote“, obwohl er in eben dieser Predigt kurz vorher sagt, Gott gebäre seinen eingeborenen Sohn in die Seele, freilich aus einem Zusammenhang, der den Gedanken des „sin glih wirken” rechtfertigt (151,19); so sehr unterliegt jede Formulierung bei Edchart ihrem jeweiligen Gesichtspunkt! Besonders zeigt sich das in dem Folgenden dieser Predigt, wo er den Sohn ausdrücklich wieder als Mittelperson zwischen sich und der Seele einsetzt, was er vorher gerade abgelehnt hatte, ohne nun den Totalitätscharakter der Geburt irgendwie einzuschränken (151, 36 ff).

Die Geburt in der Seele ist der Ausdruck für die Korrelation von Sprechen und Hören. Gott spricht sich selber in die Seele, er offenbart uns seine eigene Natur und erfüllt uns mit seinem Wesen, daß wir ihm wesensgleich werden’”). Die Gottesgeburt in mir schafft zunächst ein Gegengewicht gegen die absolute Transcendenz Gottes, aber sie beseitigt sie nicht prinzipiell, sie Jäßt immer noch den Gedanken offen an zwei gleichwertige und gleichartige Seinsbereiche, in denen beiden sich diese Geburt vollzieht, da es nämlich heißt: sie geschehe in der Seele in derselben Weise wie in der Ewigkeit, obwohl die Geburt als solche einzig genannt ist. Der Fortschritt vollzieht sich aus dem Gedanken der korrelativen Immanenz heraus von der bloßen Transcendenz Gott — Ich zur polaren. Damit wird die Geburt als eine korrelative bestimmt: „got wirt geboren in dem gerehten und der gerehte in gote” (Pf. 59: 189,8). Auf dem Grunde des

5) cf. Pf. 66: 207, 17—21:... . gebirt did mit dem eingeborenen sune, ib. 54: .... gebirt dich sinen einborenen sun! cf. 65: 205, 1—20.

=) re Se 1: 3,8; 6,5; 3:19,35; 13:69,57; 17:77,12; 22:92,5; 93,23; 26: 101,16 ff; 100,19; 28:104,21; 29:104,30; 105,3; 40: 137,10; 48:160,14ff.; 59:191,12; 653:198,12; 66:207,17; 79: 254, 26, 28; 90: 295,55; 296, 2 ff.; 296, 35.

532) Pf, 96: 309, 23—33.

249