Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

einem Tieferen. Wir sollen nicht nehmen von einem, der über uns ist, sondern wir sollen nehmen in uns von uns selber”*) Darin ist die polare Distanziierung im logos ausgesprochen, das Empfangen des Sohnes vom Vater, und das im thomistischen Sinn menschlich-kreatürlihe Empfangen von Gott secundum similitudinem quandam remotam ist grundsätzlich durch jenes ersetzt”). Darüber hinaus hat Eckhart die Relation Geben-Nehmen völlig überwunden in der Wesenseinheit Gottes mit dem Ich (Pf. 96: 510, 55 ff).

Auch die Liebe Gottes zum Ich ist nicht ein „freies“ Gnadengeschenk, sondern eine Notwendigkeit seiner Natur, die ihn an das Ich bindet und die ihn in dieser Richtung überhaupt erst sein Wesen erfüllen läßt und ihn erst existent macıt”). Die Totalität der Liebe Gottes zum Ich ergibt sich aus dem Axiom: Gott liebt nur sich selbst und diese einzige Liebe ist der heilige Geist”®), in dem Gott sich total selbst liebt und darin alle Kreaturen und das Ich befaßt. Auf die Erfüllung dieser Liebe geht die ganze Sehnsucht Gottes, weil er darin erst sein Wesen vollenden kann. Daher hat Eckhart gerade das Sehnsuchtmotiv mit besonderer Intensität in seinen Predigten hervortreten lassen”), und zwar ist in dieser korrelativen Sehnsucht zunächst in deutlicher Tendenz die Sehnsucht Gottes zum Ich scharf betont.

Die Bindung Gott-Ich bekommt nun dadurch erst ihre höchste Prägnanz, daß sie korrelativ ist, daß nicht nur aus Gottes Natur sich ihre Notwendigkeit und Totalität ergibt, sondern daß auch das Ich ihren Vollzug selbst in der Gewalt hat. Es kann Gott zwingen zur Mitteilung, zur Gabe, zur Geburt. Damit ist das Bittverhältnis des Ich zu Gott und dementsprechend das Gnadenverhältnis Gottes zum Ich beseitigt: „Der geware oitmoedege mensche der indarff got neit byden, hey mach gode gebeden ... der oitmoedege mensche der is godes alse geweldich as hey syns selves is“ (Stant up z. 76,82)). Wenn das Ih durch die Abscheidung sich geläutert hat, dann tritt es in die Korrelation zu Gott ein und bindet ihn”). Wenn ich Gott nicht zwingen kann, so sagt Eckhart, dann habe ich keine Demut (Pf. 51: 168, 28 ff). Der Korrelationsvollzug untersteht also ganz bestimmten Be-

se), Pf. 94: 506,5. Stant up z. 105 ff.

557) cf. S, Th. I, 35,5 ad 2.

558) Pf. 5:31,15; 42:141,55 ff.: 45: 145, 55 —146,7; 73: 251,10.

559) Pf. 735:231,5ff.; cf. 56:180,2 ff.

50, Pf. 4:28,1ff.; 11:60,10; 12:62, 8#f.; "45:148,22 ff.; 69: 223,27; 91: 500,26 f.; 96: 510,2 #.; 55: 178,35 ff.; III 398, 17 ff.

561) cf, Homo nob, z. 54 u. 58.

52) Pf. 10:54, 55 ff.

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