Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

dingungen und Gesetzen, denen Gott sowie das Ich unabänderlich verpflichtet sind, wo eine Willensentsheidung Gottes im Sinne einer freien Wahl eine Absurdität wäre”). Entscheidend wichtig ist dabei. daß der Vollzug der Korrelation nicht von Gott. sondern allein vom Ich aus bewerkstellist werden kann und muß. Religiöses Leben und Erleben ist also nicht ein zufälliges Gnadengeschenk Gottes an auserwählte Geister, sondern es ist als Ergebnis einer persönlichen Mühewaltung grundsätzlich allgemein jedem Menschen zugänglich und alle Menschen sind grundsätzlich dafür zulänglich, denn die Sünde ist nicht bloß eine Abkehr und Trennung von Gott, sondern sie ist auch das Mittel einer Hinkehr zu ihm. In seinem Optimismus, der die kirchliche Lehre von der Erbsünde unausgesprochen beseitigt, setzt Eckhart die unzerstörbare Göttlichkeit des Wesens der Seele, die unter aller kreatürlichen Befangenheit unausgesetzt darum ringt, frei zu werden und nur das Gute zu wirken. Wie der Stein dem Naturgesetz der Schwere unterliegt, so unterliegt die Seele dem inneren Zwang zur Tugend, zur Güte, und je mehr sie von diesem ihren Mittelpunkt entfernt wird, um so größer wird die Spannung, die Kluft zu überwinden. Je weiter sie sich verirrte in Bosheit und Gebrecen, um so intensiver ist der Rückschlag zum Guten“). Darum ist die Sünde geradezu ein Erziehungsmittel zur Befestigung in der Güte: „das meint, das Johannes sprichet, das das geware liehte liuhtet in vinsternuss unt sant Paulus sprichet, das die tugent werden volbrahte in krankheit“ (BgTr. 16, 24). Diesen Gedanken, daß trotz aller Sünde grundsätzlich alle Menschen die Verbindung mit Gott erlangen können, nicht aus der Güte und Gnade Gottes, sondern daß sie aus eigener Kraft Gott binden können, treibt Eckhart zur letzten Konsequenz, indem er auc dem zum Tode verurteilten Dieb und Mörder unmittelbar, ohne Gnadenmittel, die Seligkeit zuerkennt, wenn dieser wieder für das Wesen der Gerechtigkeit und Wahrheit sichtig geworden ist und den Tod aus Liebe zur Gerechtigkeit erleidet (BsTr. 16. 27 ff; RdU 44, 10). Dann ist der Mörder und Dieb nicht mehr der verbrecherishe Sünder, sondern durch seine erwacte Liebe zur Gerechtigkeit ist er nun selber gerecht und damit Sohn Gottes geworden. Dann untersteht er dem allgemeinen Gesetz der generacio, der notwendigen und totalen Bindung Gott-Ich, von

2,14; 4:27,22;

5) Zum Motiv des Gott-zwingens. ef. Pf. 3:19, 2 38; 90: 298, 10 ff.;

5 10:57,2f: 60:192,22; Jundt 11: z. 40: cf. 12:6 88: 287, 15.

se) BgTr. 24, 18-51.

5, 5,

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