Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

der es unübertrefflih heißt: „got kan nit verstanden werden än die sele und die sel än got, als gar ain sint si“ (Jundt 10: z. 108).

3. Die „monarchischen” Korrelationsformen.

Mit dem Begriff der monarchischen Korrelationsformen, zu denen wir die von Nehmen—-Geben, Wirken-—Leiden, WirkenWerden rechnen, soll eine Vorstufe zu der Form der korrelativen Immanenz bezeichnet und zugleich angedeutet werden, daß hier die volle Gleichgewicttigkeit der Korrelation noch nicht erreicht ist, daß vielmehr das erste Korrelationsglied: Gott noch als das eigentlich bedingende und begründende gilt segenüber dem unselbständigen und von ihm abhängigen des Ich. Es wird sich jedoch zeigen, daß diese „monarchischen“ Formen zum Teil das Wesensgefüge der korrelativen Immanenz in sich aufgenommen haben und im eigentlichen Sinn nicht mehr als monarchische selten können, sondern schon die Form der korrelativen Gleichgewichtigkeit erreicht haben. Ungeachtet dieser Unterscheidung gilt jedoch auch für die erste Form das fundamentale Gesetz der Notwendigkeit und Totalität der Bestimmung: des Gebens, der Offenbarung, des Gottwerdens etc.

Für die Korrelation von Geben — Nehmen ergab sich, daß sie nicht mehr der Ausdruck des Gnadenstandes ist, sondern daß auch sie notwendige Wesensbindung besagt, und zwar durch den bedeutsamen gedanklichen Fortschritt, daß das Gabeverhältnis nicht mehr als ein heterogenes, ein solches von Herr zu Knecht, sondern als ein homogenes von Vater zu Sohn bestimmt wurde”). Endlich aber ergänzte Eckhart diese letztere Korrelation durch die Bestimmung der totalen Wesenseinheit, in der die Korrelation von Geben und Nehmen aufgehoben ist (Pf. 96: 510, 56 ff).

Es ist das scholastische Axiom: pater prineipium totius deitatis, das diesem wie den anderen Korrelationsformen des SprechensHörens, des Wirkens-Leidens zu Grunde liegt. Gott— Vater gilt als Urheber der göttlichen Aktualität. Ihm allein kommt die eigentliche Ursprungskraft zu und alle Göttlichkeit wird dem Sohn nur vom Vater verliehen. Daher heißt es, der Sohn habe das Leben in ihm selber, aber nicht von ihm selber, denn der Vater hat es ihm gegeben’),

Gott spricht und wir hören’”). Dieses Hören ist zugleich ein Gehorsam-sein’®). Gott verhält sich zu uns wie der Lehrer zum

®) Pf, 65: 205,35 ff.; 94: 306,5; 96: 310,56 ff; Stant up z. 105 H.

5») Belt. 7.16 ff.

57) Pf. 14,35: 4: 28, 14; 12: 65,32 f£.; 30: 107,28; 55: 120, 50; 80: 257, 9; 80: 258,7; 89:289,5; 102: 554, 25.

8) RAU. 6,16, 5,5 f.