Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Schüler; wir lernen von ihm und machen das Gelernte, seine Offenbarung, zu unserem Wesen’®). Daß wir von ihm lernen und ihm gehorsam sind, bedeutet für uns eine Unselbständigkeit, aber nicht eine Unfähigkeit prinzipieller Art, sondern nur eine vorläufige quantitative Unterlegenheit. Denn die Tatsache, daß wir ihn hören können und ihn verstehen, ist der Beweis für unsere Wesensgleichheit mit ihm. Wir müssen durch seine Belehrung nur erst wissend und damit wesend gemacht werden und im Hören und Gehorsam-sein wachsen zur eigenen Selbständigkeit, die eine Wesenseinheit mit Gott ist: „Der gotes wort hoeren sol, der muoz gar geläzen sin. Daz selbe daz dä hoeret daz ist daz selbe, daz dä gehoeret wirt in dem @wigen worte, Allez daz, daz der &wige vater leret, daz ist sin wesen, sin natüre und alliu sin gotheit, daz offenbäret er uns alzemäle in sime eingebornen sune unde leret uns, daz wir der selbe sun sin“ (Pf. 96: 509, 29 ff).

Der Begriff des Hörens hat in der Bestimmung des schweigenden Hörens eine eigentümliche Prägnanz erhalten”). Das ist zunächst ein Abwehrausdrudk zur Sicherung gegen jegliche Vermischung kreatürlicher Erkenntnis mit der Gotteserkenntnis. Die Kreatur muß schweigen, damit Gott sprechen kann. Ferner bedeutet er auch eine bestimmte Entwicklungsstufe innerhalb des Korrelationsproblems selbst. Es ist die Stufe des bloßen Gotterleidens (cf. Pf. 2: 15,10), die Edkhart überwindet durch die ergänzende Bestimmung des korrelativen Sprechens, der confabulatio zwischen Gott und Ich’), dadurch er die Korrelation gleichgewichtig macht.

Die trinitarische Relation Vater — Sohn wird neben der von Sprechen — Hören auch bezeichnet als eine sole von Wirken Leiden: „in got ist würken und liden, der vater ist würkende unde der sun lidende unde daz ist von der eigenschaft der gebornheit“ (Pf. 65: 199, 18). Diese Relation actio — passio, die auch in der Form Wirken — Werden begegnet’”), hat bei Eckhart allgemein logischen Charakter: wir führten sie unter den logischen Grundsätzen auf. Sie gilt sowohl für die Relation Gott — Kreatur wie für die Korrelation Gott — Ich. Ihre logische Leistung ist die Totalität und Notwendigkeit der Bestimmung und Bindung in

568) Pf. 7:40, 12 ff.; 96: 509, 29 ff.

570) Pf. 2:14,35 ff.

571) Trier II Gen. 54 vb (cit. Koch, Theol. u. Gl., 1928): .... super hac confabulatione supremi nostrı, quod est ymago Dei, cum Deo et Dei cum illo ... hec enim confabulatio est inter sanctum et sanctum sanctorum, inter bonum et bonitatem, iustum et iustitiam ... cf. Pf. 56: 125,20: 107: 555,1 ff.

572) Pf. 65: 206, 12ff.; cf. I 187,15 ff.

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