Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

korrelativer Immanenz: „Universaliter agens assimilat sibi passum (IV 243, 8)°®); actio et passio sie se habent, quod unum est in altero et sunt res una, simul oriuntur, simul moriuntur“ (III 442,7 #f)”®). Durch die korrelative Immanenz ist die Gleichgewichtigkeit der Korrelation Gott — Ich hergestellt. Diese höchste Form der auf das Schema von actio — passio sich gründenden Korrelation liegt vor in der generacio, in der Vater und Sohn bei der Einheit ihres Wesens nach Gebären und Geboren-werden von einander unterschieden werden: „guot unde güeti sint nit m& denne ein güeti allein, sunder gebern und geborn werden (preter generare et generari I 158 a. 4), und doch gebern der güeti unde geborn werden in dem guoten ist allein ein wesen, ein leben“ (BgTr. 6, 55)°”).

Dieser gedankliche Umkreis muß den Hintergrund bilden zum Verständnis der mancherlei Texte über das Gott-erleiden‘”). Die Passivität des Ich ist nicht ein bloß passives Warten auf den Einfluß der göttlichen Gnadenfülle — das mag in einigen Predigten noch gemeint sein, es ist aber nicht entscheidend — sondern Gott ist auch darin wieder gebunden. Er muß rach seiner Natur in uns wirken’”), wie andererseits wir ihn binden und zwingen können’). Damit hat der Gnadenbegriff seine eigentliche Kraft eingebüßt, ganz abgesehen davon, daß er z. B. in der entscheidenden Predigt Pf. 65 gar nicht vorkommt. Das Ergebnis unseres Erleidens, unseres Werdens ist, daß wir Sohn werden, mit Gott wesenseins in polarer Transcendenz. Es ist eine natürliche Sohnschaft, nicht eine Sohnschafft aus Gnade”): „wan der vater ein were würket, darumbe würket er mich sinen eingebornen sun än allen underscheit“ (Pf. 65: 205,18f: cf. 206, 12 ff).

Wirken und Werden ist die logische Struktur des bei Eckhart so bedeutsamen Motivs der Transformation: ‚Got und ich wir sint ein in dem gewürke, er würket und ich gewirde. Daz fiur verwandelt in sich, swaz im zuogefüeget wirt unde wirt sin natüre.

5) Der Begriff der assimilatio wird von Eckhart zu dem der Einheit im Wesen präzisiert, cf. Op. Serm. Cues 149 ra zitiert bei Karrer, nn ne in der Seele bei M. E. p. 48. ci. 87, 1>f.

Der Text ist korrigiert nadı der RS, I 158 a. 4: tamen generare bonitati et generari sunt unum. 52, Pf. 1:7,4; 2:15,10, 24: 16,5; 3:17,5: 4:25,15; 9:51,06; 48: 160,17;

73:231,18.

577) Pf. 75: 251,16 ff. 578) Pf. 65: 204, 51 ff., 205,6, 206, 12 ff. 5%) Die katholisc,.korrekte“ Interpretation von Herma Piesh in

der Einleitung zum inneren Charakter der Rechtf. Schrift p. 40 ff. ist verfehlt.

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